keine Chance du kommst nicht rein, wär mir schon zu blöde es ständig zu probieren Monats-Quiz vom 01.04.2009 |
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| Kaffeefahrten: Und ewig lockt der große Gewinn |
| Wolf |
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| Gruppe: Administrator Rang: ![]() Beiträge: 2168 Mitglied seit: 05.07.2005 IP-Adresse: gespeichert ![]() | Kaffeefahrten: Und ewig lockt der große Gewinn http://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/region/Heilbronn;art16305,1458404 ![]() Region Heilbronn - Tagtäglich rollt eine Kaffeefahrten-Flotte von 400 Bussen kreuz und quer durch die Republik. Nicht selten werden die meist älteren Teilnehmer mit üppigen Gewinnversprechen gelockt und bekommen überteuerten Ramsch angedreht. Wir haben eine Reisegruppe aus dem Kraichgau am Montag auf ihrer Reise nach Bayern begleitet. Nach 13 Stunden waren die Ausflügler wieder zuhause. Bares winkt Die Fahrt ins Glück beginnt im Stau. Der Bus steht vor dem Weinsberger Kreuz. Gerade hat der Fahrer, der sich als Helmut vorstellt, die 40 Passagiere frühmorgens in Sulzfeld, Eppingen und Gemmingen-Stebbach aufgelesen. Die meisten sind zwischen 60 und 80 Jahre alt, fast jeder hat ein Schreiben dabei, in dem von einem Bargeldgewinn die Rede ist. „Glückwunsch. Hauptgewinner. Darauf mein Wort. 3000 Euro in Bar.“ All das steht drin. Arglos gehen die Fahrgäste aber nichts ans Werk. „Habt Ihr auch alle den Hauptgewinn?“, witzelte einer beim Einsteigen. Man ist sich einig: „So viel Geld zahlen die nie.“ Warum sie dann überhaupt mitfahren? Schulterzucken. „Man muss ja mitreden können“, sagt eine Dame. Und vielleicht ist ja doch was dran. Fred Kraus aus Eppingen macht sich keine Illusionen. „Gar nichts wird bezahlt“, ist der 60-Jährige überzeugt, „aber vielleicht kann man den Gewinn ja einklagen.“ Steiniger Klageweg ![]() Rubbellos statt großes Los: Fred Kraus aus Eppingen hat es gleich gewusst, jetzt will er rechtliche Schritte prüfen. Man kann schon, vereinzelt waren Klagen erfolgreich. Aber der Weg ist steinig. „In der Praxis ist das eher uninteressant“, macht Anna-Maria Bernhardt wenig Hoffnung. Laut Gesetz müssen Gewinnversprechen zwar eingehalten werden, so die Beraterin der Verbraucherzentrale in Neckarsulm. Oft seien die Urheber aber nicht greifbar, weil nur eine Postfachadresse angegeben ist. So ist es auch im aktuellen Fall. „Ein Postfach“, weiß Bernhardt, „ist keine ladungsfähige Adresse.“ In der Regel sind die Versprechen so geschickt formuliert, dass ein Hintertürchen offen bleibt. Die Verbraucherschützerin hat einen sicheren Rat: „Fahren Sie nicht mit!“ Aufs Land Dafür ist es nun zu spät. Im Bus hat Chauffeur Helmut das Reiseziel verkündet. Es geht nach Schnelldorf bei Feuchtwangen. Der Sitznachbar macht ein wissendes Gesicht. „Da sind wir das letzte Mal um halb eins morgens nach Hause gekommen.“ Viele im Bus sind erfahrene Kaffeefahrer. Keiner sieht aus, als könne er eben 800 Euro für eine Bettdecke lockermachen. Genau das werden nicht wenige von ihnen in einigen Stunden tun. Aus den Lautsprechern plätschert Volksmusik. Nächster Halt: Schnelldorf im Landkreis Ansbach, verkehrsgünstig gelegen, 3800 Einwohner. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es nicht, aber das ist keine Ausflugsfahrt. Das Restaurant macht einen frisch renovierten Eindruck. Die erste Gruppe aus dem Raum Stuttgart ist schon da, wartet auf das versprochene Frühstück. Am Frühstück ist nichts auszusetzen. Auftritt Romina. Sie ist 27 Jahre alt, sagt sie, kommt aus Aurich und weiß um die schlechte Presse. „Es gibt viele schwarze Schafe“, flötet sie ins Mikrofon, flankiert von zwei kräftigen jungen Männern, Ibo und Aljuscha. Hier sei alles „ganz freiwillig“. Man möge ihr eine Chance geben, bittet die hübsche Dampfplauderin. Applaus. Sie bekommt ihre Chance. Wachsame Polizei „Wir gratulieren!“ Der Bargeldsegen ist bei der Verkaufsfahrt nach Bayern ausgeblieben. ![]() Fotos: Alexander Hettich Eingeschränkt sind die Möglichkeiten der Behörden. Das Problem mit den Gewinnversprechen ist seit Jahren bekannt, es gebe aber nicht viele Anzeigen gegen Veranstalter, berichtet Rainer Köller von der Polizeidirektion Heilbronn. „Die sind sehr vorsichtig, oft liegt keine Straftat vor.“ Die Kollegen rund um Schnelldorf haben einschlägige Erfahrung. „Wir haben damit fast täglich zu tun“, berichtet Reinhold Rauch, Chef der Polizeiinspektion Feuchtwangen. Die Wanderbasare müssen vorher bei der Gemeinde angemeldet werden. Geschieht das nicht, stehen schon mal die Beamten vor der Tür. Die Verkäufer beherrschen ihr Handwerk. „Teilnehmer haben eine gewisse Dankbarkeit, viele fühlen sich verpflichtet, etwas zu kaufen“, sucht Polizist Rauch eine Erklärung. Von wegen gratis Im Schnelldorfer Restaurant gibt es erst einmal Geschenke. Ein Staubsauger hier, ein Massagegerät da. Das hält bei Laune. Dann zerpflückt Romina das Einladungsschreiben. „Damit mir nicht ständig jemand am Ärmel hängt und was will.“ Wer alles den ersten Preis gewonnen habe? Fast alle heben die Hand. Romina findet das lustig. Im Gewinnschreiben sei von einem Rubbellos die Rede, in der Tat steht das millimetergroß unter dem Betrag von 3000 Euro. Ach, noch etwas Unangenehmes. Das Mittagessen sei nicht umsonst. Das könnte man im Schrieb falsch verstehen. „Bisschen doof formuliert“, meint Romina. „Ich sage das denen im Büro auch immer.“ Was an der Zeile „Sie und Ihre Gäste zahlen keinen einzigen Cent - 0,00 Euro - alles kostenlos“ missverständlich ist, erklärt sie nicht. Schweinebraten kostet 6,80 Euro. Zustimmendes Murmeln im Saal. „Da kann man nicht meckern.“ Einkäufe Zwei Besucher flüchten zum nahen Bahnhof. Der Rest bleibt. Bis 17 Uhr soll die Veranstaltung dauern. Sie dauert bis 19 Uhr. Auf das späte Mittagessen stimmt Romina mit Erzählungen über alle möglichen Gebrechen ein, berichtet Fred Kraus aus Eppingen, der bis zum Schluss ausharrt. Danach winkt Abhilfe. Die Magnetfeld-Bettdecke hilft angeblich gegen so ziemlich alles, von Gicht über Rheuma bis Erdstrahlen. Die Decke kostet nur 1598, später sogar nur 798 Euro. Einige hätten zugegriffen, so Kraus. Er bekommt sein Rubbellos noch. Leider nicht gewonnen. Andere seien erfolgreicher gewesen. „Die haben einen Euro gekriegt“, erzählt der 60-Jährige, der rechtliche Schritte erwägt. Seinen Zorn besänftigt auch die Armbanduhr nicht, die er am Ausgang als Geschenk überreicht bekommt. Beim ersten Aufziehen geht sie kaputt.
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| 11.02.2009 13:21:07 | ![]() | |
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