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"Deutschen Ärzteblatt"
SARS als Folge der traditionellen chinesischen Medizin? – Fledermäuse als Virus-Reservoir
HONGKONG/GEELONG/AUSTRALIEN. Wurde die SARS-Epidemie der Jahre 2002/2003 durch die traditionelle chinesische Medizin ausgelöst? Möglich wäre dies, denn ein internationales Forscherteam hat die SARS-Erreger jetzt in Fledermäusen gefunden, die auf chinesischen Märkten als Rohstoff für Medikamente gehandelt werden. Sie berichteten darüber in den Fachzeitschriften PNAS (2005; 102: 14040-14045) und Science (2005; doi: 10.1126/science.1118391).
Der Kot von Fledermäusen ist in China ein Rohstoff für die Herstellung von Medikamenten der traditionellen chinesischen Medizin. Außerdem gelten die Tiere, die lebend auf vielen Märkten angeboten werden, als kulinarische Delikatesse. Auf diesen Märkten werden auch Zibetkatzen angeboten, die bisher als das natürliche Reservoir der SARS-Coronaviren galten. Die Zibetkatzen erkranken aber wie Menschen nach einer Infektion schwer, was sie als natürliches Reservoir ausschließt. Denn Viren sind außerhalb von Zellen nicht überlebensfähig, und wenn zu viele infizierten Organismen an der Erkrankung zugrunde gehen, bricht die Infektionskette ab, was das Ende der Erreger bedeuten würde. Es musste also andere Tiere geben, die mit dem Erreger infiziert sind, aber nicht erkranken.
Die Forschergruppe um Lin-Fa Wang vom australischen Animal Health Laboratory in Geelong und Yeun Kwok-Yung von der Universität Hongkong, tippte auf Fledermäuse. Diese Tiere sind auch das Reservoir von Nipah- und Hendra-Viren, die beim Menschen ebenfalls schwere Erkrankungen auslösen. Die Forscher gingen - zusammen mit Artenschützern - im letzten Jahr in mehreren chinesischen Regionen auf Fledermausfang.
Dabei erbeuteten sie auch Exemplare der Gattung Rhinolophus (Hufeisennase). Außerdem wurden Tiere untersucht, die die Forscher auf chinesischen Märkten eingekauft hatten. In einigen Spezies fanden sie eine hohe Prävalenz von SARS-CoV-Antikörpern bei gesunden Tieren. Daraufhin suchten und fanden die Forscher auch die Viren, die die Bildung der Antikörper induziert hatten. Die komplette Sequenzierung der Viren ergab eine hohe Ähnlichkeit mit den SARS-CoV, die im Jahr 2002/2003 eine Epidemie auslösten, an der in mehr als einem Dutzend Ländern 774 Menschen starben, bevor es gelang, die Epidemie zu stoppen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass jetzt tatsächlich das natürliche Reservoir der SARS-CoV gefunden wurde, wird von Experten als hoch eingeschätzt. Ob chinesische Behörden daraus Konsequenzen ziehen, was den Verkauf der Tiere auf Märkten betrifft, bleibt abzuwarten. Dass die Tiere nicht mehr als Naturheilmittel eingesetzt werden, ist kaum vorstellbar, wie die Erfahrung mit anderen Verboten aus dem Bereich des Artenschutzes zeigen. Weltweit sind viele Tierspezies vom Aussterben bedroht, weil ihre Produkte auf dem traditionellen chinesischen Gesundheitsmarkt stark nachgefragt werden./rme
Links zum Thema
Abstract in Science Express (nach Registrierung) http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/1118391v1
Abstract in den PNAS http://www.pnas.org/cgi/content/abstract/102/39/14040
Pressemitteilung des CSIRO http://www.csiro.au/index.asp?type=mediaRelease&id=180SARS&style=mediaRelease
Bericht des Consortium for Conservation Medicine http://www.conservationmedicine.org/sars.htm
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