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Forum Übersicht » Beratung/Loesungen/AKTIONEN » Virtuelle Selbsthilfegruppen » Faszination WoW
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Faszination WoW
Romualdfehlende Rechte fehlende Rechte erste Beitrag kann nicht gelöscht werden -> lösche das ganze Thema 
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Mitglied seit: 04.01.2011
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Worin besteht eigentlich die Faszination von Onlinerollenspielen wie WoW?
"Bambu" hat im Thread "Die Sucht in Rollenspielen" einige Punkte angeführt: Zerstreuung, die "gleichzeitige temporäre und weitgehend entmaterialisierte Verbundenheit der Spieler", das Gemeinschaftsgefühl und die Möglichkeit ohne Differenzen in einer globalisierten Welt zu wandeln.
"Donardo" hat im Thread "Wie WoW uns psychologisch austrickst" auch einige Antriebe angeführt: den Sammeltrieb (Items, Farmen), den Jagdtrieb (Raids, PvP), den Forschungstrieb (Berufe), den Anerkennngs-/Geltungsdrang, den sozialen Zusammenhalt (Gruppen, Gilden), den Überlebenstrieb (Kampf, Strategie) und den Sexualtrieb.
Nun, ich hab mich auch gefragt, worin das Suchtpotential von WoW besteht und plaudere mal darauf los:
Die Reise nach Azeroth beginnt ohne die Hindernisse einer realen Reise (abgesehen von den paar Sekunden Wartezeit beim Einloggen). Die bunte Parallelwelt ist immer da. Auch wenn man gerade in der Realität am Schreibtisch sitzt, weiß man, daß sein virtuelles Ich sozusagen jederzeit abrufbereit ist. Egal, ob du schon etliche Kilos zugelegt hast durchs Zocken, ungewaschen und arbeitslos bist: Dieses "zweite Ich" ist von solchen Niedrigkeiten unberührt und wartet nur auf deinen Tastendruck. Und egal, wie es in der eigenen Bude aussieht, in der der PC steht: die schöne Onlinepixelwelt ist von dir nur durch das Monitorglas getrennt und jederzeit verfügbar (- ähnlich wie die Fertigpizza vom Zustelldienst neben dem Monitor). Spaß, Zerstreuung, Unterhaltung und Ablenkung auf Knopfdruck, was will man mehr?
Diese Welt ist einfach und übersichtlich aufgebaut: Die zwei Völkerallianzen, die sich gegenseitig bekämpfen (PvP-Server) bzw. ignorieren (PvE) sehen sich jeweils als "die Guten", denen zigtausend durchwegs "böse" Monster/Tiere/Dämonen gegenüberstehen. Eine Weltanschauung, die so einfach aufgebaut ist, nennt man "Ideologie", und ähnlich wie bei einer Sekte (davon später mehr) wird die Vielfältigkeit der realen Welt in WoW auf ein Gut-gegen-Böse reduziert. Ach, wäre die reale Welt auch so einfach!
Das virtuelle Ich ist ein echtes Designerstück: Haarfarbe, Hautfarbe, Rasse, Geschlecht, Name, Statur usw. können im Charakterprofil frei gewählt werden. Rabbi Löw und Dr. Frankenstein wären begeistert gewesen. Die Muskeln, die man sich im "RealLife" mühsam antrainieren müsste, werden mitgeliefert; der Busenumfang und die Penislänge sind leider nicht frei wählbar, weil die Programmierer aus den prüden USA stammen, aber selbst die Zwerginnen haben Körbchengröße "C". Die Charakterwerte ("Willenskraft", "Intelligenz", "Stärke" usw.) sind schon bei der "Geburt" beachtlich und werden immer besser, ohne daß man etwas dazu tun muß als Töten, Töten, Töten. "Intelligenz" z. B. hat nichts mit Lernen, Merkfähigkeit, Improvisationstalent etc. zu tun. Für praktisch jede Aufgabe - es gibt tausende Quests - bedankt sich jemand und man bekommt sofort eine Belohnung. Egal was man tut, und wenn es das Töten harmloser Kaninchen ist, man bekommt etwas dafür. Man muß nie etwas umsonst tun und leistet gleichzeitig seinen Beitrag zum Sieg des "Guten" (der eigenen Völkergemeinschaft). (Übrigens: Woher kommen eigentlich all die bösen Monster und warum hassen sie die Spielfiguren?)
Der zu Beginn steile Aufstieg (Leveln, Einkleiden, Fertigkeiten lernen, Charakterwerte verbessern lassen) verlangsamt sich später immer mehr. Die Aufstiegskurve wird zu einer Hyperbel. Das schluckt man, weil man anfangs sehr verwöhnt wurde. Im sogenannten Endgame schließlich kommt man alleine praktisch überhaupt nicht weiter (Inis, Raids etc.), da bindet man sich dann an Mitspieler (inklusive Gruppendynamik), um etwas zu erreichen.
Egal, welche Rasse man gewählt hat: das zweite Ich bekommt übernatürliche Fähigkeiten (Zaubern, Reinkarnation, Teleport usw.). Die braucht man auch, um "reich" (Gold), "gefährlich" (PvP), "mächtig" (Damage), "beliebt" (Ruf) etc. zu werden (- eine Karriere in der Realität ist aufwendiger, weil wir dort u. a. über diese Fähigkeiten nicht verfügen, und, ach, wie viele Arbeitslose mutieren in WoW zu Halbgöttern). Die Virtualität der Parallelwelt ermöglicht Kämpfen ohne Schmerz und stundenlanges Herumreiten ohne wunde Pobacken. Selbst in der Eiskrone verspürt man keine Kälte, im Dschungel rinnt kein Schweiß. Man stirbt nicht ohne Essen, man verdurstet nicht, man muß nicht aufs WC. Die "Haustiere" brauchen natürlich auch kein Futter und sind durchwegs stubenrein. Man wird nicht gebrechlich mit 85, ganz im Gegenteil. Und auch das "Totsein" ist immer nur von kurzer Dauer, jederzeit ist eine Wiedergeburt bzw. ein Neuanfang möglich. Im Grunde geht man nie wirklich ein Risiko ein, weil jedes Monster prinzipiell unendlich oft angegriffen werden kann, das heißt weil es kein endgültiges Scheitern gibt wie bei einer Klausur, einer Stellenbewerbung oder einer unheilbaren Krankheit. Man kann nicht mal durch Zufall, Schicksal oder Pech (- all das existiert in WoW nicht-) einen "Erfolg", einen "Ruf", einen "Stufenaufstieg" oder einen "Beruf" verlieren - im Gegensatz dazu ist die Realität wesentlich gefährlicher, auch ohne Monster.
Man macht also Karriere, alleine durch ein bißchen Fingerfertigkeit und vor allem durch investierte Zeit. Es winken "Ehrentitel" wie "Held der eisigen Welten", "Champion der Naaru", "Bezwinger von XY" etc., wird als Entdecker, Reitstallbesitzer, Eroberer, legendärer Kämpfer ausgezeichnet - die Kindheitsträume von einem Leben als Astronaut oder Feuerwehrhauptmann sind blass dagegen. Mag sein, daß manche jetzt einwenden: Will man ein WoW-Profi werden, ist viel mehr erforderlich als Reaktionsschnelligkeit und Onlinezeit. Stimmt, es gibt Insiderwissen (Rotationen, Skillung, Bosskampf-Taktiken), mit dem sich die "Pros" von den "Noobs" abgrenzen wollen; es gibt eine Insider-Sprache ähnlich einem Gang-Slang oder einem Sektendeutsch, mit dem sich die Spielergemeinschaft von der Offline-Welt abschottet. Aber seien wir uns ehrlich: Versuch z. B. mal, einen Ingenieurs-Chopper in der Realität zusammenzubasteln, noch dazu ohne Vater, der dank Chinafarmer reich geworden ist, und dann noch die Führerscheinprüfung dazu - ich denke, es ist klar, was aufwendiger und komplizierter ist.
Was passiert eigentlich in der WoW-Parallelwelt? Nun, ein "Azerother Tagesblatt" oder ein "Kalimdor News" wären unverkäuflich, weil Nachrichten wie "Hogger zum 647.513ten Mal getötet" niemanden vom Hogger, äh Hocker reißen. Kein Politikteil, kein Sportteil, kein Kinoprogramm; keine Verkehrsunfälle, keine Naturkatastrophen, keine kulturellen Events (o.k., in Shattrath gibt's die Rockband und den Witzeerzähler in einer Endlosschleife, aber wie oft lacht man über denselben Witz?). Im Grunde passiert überhaupt nichts Unvorhersehbares und Überraschendes, klar, es handelt sich ja um eine programmierte, vorgefertigte Welt. Alles, was geschieht, sind Programmroutinen, die man als Spieler auslöst, wenn man sie auslösen will. So gesehen leben die Spieler, bzw. in Inis und Raids die Spielergruppen, in winzigen, berechenbaren und überschaubaren Privatwelten. Ähnlich wie in einem Science-Fiction-Roman, in dem ein Raumschiff auf einem Roboterplaneten strandet. Dieser Stillstand hängt mit der seltsamen Zeitlosigkeit zusammen, die in WoW herrscht. Keine Kirchturmuhr schlägt die vollen S_tunden, die Händler haben rund um die Uhr geöffnet, es gibt keinen Feiertag an dem das Auktionshaus geschlossen hat, keine Sperrstunde in den Gasthäusern, und die Musik dudelt dauernd vor sich her. Wenn man dann - was leicht geschieht - den Bezug zur "realen" Zeit verloren hat kommt kein Balken "Achtung, du bist schon 10 Stunden am Stück online". Im Gegenteil: Durchhalten, Weiterquesten, noch mehr sammeln heißt die Devise, wenn man gelobt werden will.
Oj, sehr lang geworden der Beitrag. Ich vertschüss mich mal Richtung Arbeitsplatz und mach meine Daily für Real-Gold.


14.01.2011 09:02:06  
Meinesucht05fehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Hui, ich bin beeindruckt.

Du hast wirklich sehr schon ausgedrückt was das faszinierende an WoW ist und was es mit einem macht. Ich kann garnicht auf alles eingehen, da schreibe ich mir ja nen Wolf.

WoW ist der einfachere Weg etwas zu erreichen was im Endeffekt nichts wert ist.
Im echten Leben kann man wirklich etwas erreichen, aber Halleluja ist das anstrengend.
Die Gretchenfrage ist: Was lohnt sich wirklich. Bewusst ohne Fragezeichen als Satzabschluss.

Heute muss ich leider erst später meine Real Daily erledigen^^


17.11.2011 11:52:08  
Romualdfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Danke, hast du schön ausgedrückt.
Ich selbst habe mittlerweile nicht einmal einen privaten PC. Hm, in meiner Sucht-Zeit führte schon ein kurzer Ausfall zu Schweißausbrüchen, aber mittlerweile stört mich das nicht mehr. Dafür habe ich einiges gelernt: Eislaufen, Langlaufen usw., auch mit dem Gitarrespielen hab ich wieder begonnen, und vor allem: ich habe wieder eine "reale" Beziehung, mit Gesprächen, mit gemeinsamen Essen, Tanzen, Unternehmungen, Sex, mit selbstbestimmter Freizeit usw. Und kein WoW-"Erfolg" reicht an das Gefühl, das in mir aufsteigt, wenn die Augen meiner Partnerin vor Freude leuchten.


31.01.2012 13:48:28  
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