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Forum Übersicht » Ausstiegstagebuecher » Ausstiegstagebuecher für BETROFFENE » Paul - Ausstiegstagebuch (OSS), Beginn 26.02.2012
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Paul - Ausstiegstagebuch (OSS), Beginn 26.02.2012
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Mittwoch, 18. April 2012:



[...]



Übrigens habe ich mal gelesen, daß das Gehirn auch gar keine negativen Botschaften versteht. Das heißt, wenn ich mir ständig sage: "Nicht-Rauchen, nicht-rauchen, nicht-rauchen!", dann versteht das Gehirn nur "Rauchen, rauchen, rauchen!" Ich meine, natürlich hilft es auch nicht, wenn man nicht mit dem Rauchen aufhört, doch statt sich selber ständig zu sagen: "Ich muß mit dem Rauchen aufhören!", ist es vielleicht besser UND hilfreicher, wenn man sich vorstellt, wie schön es sein wird, wenn man nicht mehr raucht.


- - -


So, bisher habe ich mich also viel darauf konzentriert, Ablehnung gegen diejenigen Sachen zu entwickeln, die mir schaden. Doch ich glaube, das wird mich langfristig nicht weiterbringen. Stattdessen werde ich mich jetzt darauf konzentrieren Zustimmung und Bejahung für diejenigen Sachen zu entwickeln, die mir nützen, die mir helfen, und die mich weiterbringen.

Ich höre also auf damit, ständig traurig und mit Heimweh an den gewohnten Hafen meiner Heimat zu denken, und schaue lieber mit neugierig nach vorne, und steuere mit Lebens- und Abenteuerlust in das Unbekannte des offenen Ozeans!

Deshalb werde ich nun einen anderen Weg einschlagen. Ich werde mich nicht mehr mit der Frage befassen: "Wie komme ich von meiner Sexsucht los?", sondern "Wie komme ich zu einer erfüllten Sexualität HIN?" Und ich glaube, damit wird sich die Sexsucht langfristig von selber klären.

Ich werde nun also wirklich in meine Sexualität hineingehen. Ich werde nicht mehr vor ihr davonlaufen, sondern ich werde wirklich in sie eintauchen und sie zutiefst erspüren und erforschen.

Und dabei werden Pornos irgendwann von selber völlig uninteressant werden.


Ich bin gespannt auf Euer Feedback.
Paul







„Nicht der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“ - Katharina von Siena



"We become what we think about most of the time." - Earl Nightingale



06.05.2012 19:36:10  
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Montag, 23. April 2012:


Es ist schon fast wieder eine Woche her, daß ich einen weiteren Tagebuch-Eintrag geschrieben habe. In den letzten zwei Wochen habe ich nur vier Einträge verfaßt. Das ist nicht gut.

In meinem letzten Eintrag habe ich darüber geschrieben, daß sich meine Einstellung verändert hat, und daß ich eine andere Herangehensweise ausprobieren möchte. Einfach ausgedrückt hatte ich das Gefühl, daß ich mit dem "reboot"-Ansatz von yourbrainonporn.com nicht nur meine Suchtgewohnheiten unterdrücke, sondern alle sexuellen, und damit alle Lustgefühle.

Ehrlich gesagt fühlte ich mich in den letzten Wochen tatsächlich ziemlich lustlos. Damit meine ich, daß ich zu vielen Sachen keine "Lust" hatte, und daß ich zumindest bei einigen Sachen auch keine so große Freude empfunden habe, wie sonst. Ich bin mir jedoch nicht sicher, in wie weit das mit meinem "reboot"-Ansatz, also meinem "kalten Entzug" von der Sexsucht zu tun hat, denn ich habe in den letzten Wochen auch nicht so furchtbar gut geschlafen. Ich werde jetzt endgültig meinen Schlafrhythmus wieder in Ordnung bringen, und ich denke, in einigen Wochen wird sich allein dadurch schon eine Verbesserung meiner Befindlichkeit einstellen.

Ich habe mir auch noch mal Gedanken über das gemacht, was ich in meinem letzten Eintrag geschrieben habe. Ich glaube zwar, daß es im Wesentlichen richtig war, und daß es tatsächlich so ist, daß ich meine sexuelle Lust nicht unterdrücken darf, wenn ich eine erfüllte Sexualität leben möchte. Doch mir ist ein Beitrag von einem User von yourbrainonporn.com wieder eingefallen, in dem er schreibt, daß man den "reboot" auf jeden Fall machen soll. "Es sind ja nur drei Monate meines Lebens, und wenn es mir nicht gefällt, dann kann ich ja nach diesen drei Monaten immer noch zu meinem alten Verhalten zurückkehren." Das war mir wieder eingefallen, und ich denke, das ist vollkommen richtig. Wie gesagt, was ich in meinem letzten Eintrag geschrieben habe, halte ich nach wie vor für richtig. Doch drei Monate werden mir auf keinen Fall schaden.

Drei Monate werden mir auf keinen Fall schaden.

Deshalb werde ich jetzt wirklich ganz konsequent den "reboot" machen. Keine Pornos, keine Masturbation und keine sexuellen Fantasien, und nach drei Monaten kann ich dann wirklich beurteilen, ob das der richtige Weg ist oder nicht.

Pornos werde ich mir aber auf keinen Fall mehr anschauen. Das ist endgültig vorbei.

Dazu muß ich sagen, daß es mir immer leichter fällt, auf Pornos zu verzichten. Seit ich vor einem Monat das Kabel von meinem Modem zerschnitten habe, fühle ich mich echt erleichtert, weil ich mich seit dem auch keiner akuten Versuchung mehr aussetzen mußte, und auch die Gewohnheit sexuellen Fantasien nachzuhängen hat inzwischen nachgelassen. Interessanterweise verspüre ich tatsächlich auch keine große Lust mehr dazu, sexuellen Fantasien nachzuhängen. Selbst wenn ich unterwegs bin und hübsche Frauen sehe, springt das "Kopfkino" nicht mehr so schnell und heftig an, wie noch vor zwei Monaten, und obendrein fällt mir auf, daß ganz allgemein nicht mehr so stark auf Frauen reagiere, wie noch vor einiger Zeit.

Offenbar lichtet sich zur Zeit wirklich der Nebel meiner Sexsucht.


- - -


Ich muß allerdings von einer kleinen Versuchung berichten: Meinem Blackberry. Es ist ja ein Internet fähiges Handy, und neulich habe ich das erste Mal die Internet-Funktion benutzt. Eben weil ich ja zu Hause offline bin. Es ist eine furchtbar langsame Verbindung, doch eine gewisse Verführung ist natürlich trotzdem da.

Ich denke, ich werde mir morgen bei Saturn ein neues Handy ohne Internet-Funktion kaufen. So ein altes von Nokia, mit grünem Display.

Ja, das werde ich machen, und das Blackberry werde ich verschenken.

Ja, das ist eine wieder eine etwas extreme Maßnahme. So wie das Zerschneiden des Modenkabels. Doch mir ist in den letzten Tagen wieder etwas bewußt geworden, daß immer noch eines Vorrang hat, nämlich daß ich endgültig meine Sexsucht überwinde.

Daß ich meine Sexsucht überwinde hat immer noch Vorrang!

Ich habe über einen Monat keine Pornos mehr geschaut, und in den letzten zwei Monaten nur selten masturbiert, und ich merke schon jetzt, daß ich mich dadurch wesentlich ausgeglichener fühle. Momentan vielleicht noch nicht wieder so lebenslustig, aber ausgeglichener auf jeden Fall.

Es tut mir einfach gut.

Und das möchte ich nicht auf's Spiel setzten.

Klare Ziele, und klare Regeln. – Das wird mich zum Erfolg führen.

Wenn ich dann in fünf, sechs Monaten, oder in einem Jahr sicher bin, daß ich meine Sexsucht erfolgreich in den Griff bekommen habe, dann kann ich die Sache entspannter angehen.

Doch jetzt muß ich erstmals weiter hart bleiben und durchhalten.


In diesem Sinne,
Paul







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06.05.2012 19:38:00  
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Dienstag, 24. April 2012:


Ich war heute bei MediaMarkt und habe mir ein neues Handy gekauft – ein ganz billiges, ohne jede Internetfunktion. Dafür mit Taschenlampe. Ich werde das Blackberry jetzt erst einmal auf dem Dachboden deponieren. Bisher habe ich mir ja noch nie Pornos auf einem Handy angeschaut, und ich habe auch kein großes Verlangen danach. Sollte ich es aber doch tun, dann werde ich das Blackberry wegschmeißen.

Wie gesagt: Das wichtigste bleibt jetzt nach wie vor, daß ich meine Sexsucht endgültig überwinde.

Dafür würde ich auch auf das Blackberry verzichten.


In diesem Sinne,
Paul







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06.05.2012 19:38:46  
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Mittwoch, 25. April 2012:


Tja, das war wohl eine selbsterfüllende Prophezeiung. Heute Nacht habe ich mir auf meinem Blackberry Pornos angeschaut, und ich habe auch dazu masturbiert und ejakuliert. Während dessen fühlte ich mich gut. Es war ein wohliger Rausch. Längst nicht so heftig wie die letzten Male. Aber das lag auch daran, daß ich mir nur wenige Videos anschauen konnte.

Jetzt ist es 3:30 Uhr und ich fühle mich ausgelaugt und hoffnungslos. Ich fühl' mich einfach down und Scheiße.

Ich würde mich jetzt gerne aus diesem Stimmungstief heraus-schreiben. Aber ich habe um diese Zeit einfach nicht die Kraft dazu. Ich fühle mich einfach nur müde und leer.

Ehrlich gesagt glaube ich auch nicht daran, daß das hier jemand wirklich liest. Ich erwarte es auch von niemandem. Ich meine, ich erwarte nicht, daß sich jemand die Zeit dafür nimmt. Aber es mindert natürlich auch meine Motivation dafür, weitere Einträge zu verfassen. Oder zumindest, sie hier zu veröffentlichen. Ich werde tatsächlich noch mal in Ruhe darüber nachdenken, ob ich weiter damit fortfahren werde.

Das Blackberry muß jetzt auf jeden Fall gehen. So oder so. Die Nummern habe ich alle schon auf das neue Handy übertragen, und die Kalender-Einträge habe ich rausgeschrieben.

Ich habe in der letzten Sitzung mit meinem Therapeuten darüber gesprochen, daß es wirklich das beste ist, wenn man von einem Suchtmittel loskommen will, zuerst einmal eine ganz sichere Phase zu schaffen, in der man tatsächlich frei von Versuchungen ist. Morgen geht das Blackberry weg, und dann habe ich zu Hause tatsächlich keinerlei Verführung mehr durch Pornos.

So, mehr kann ich jetzt nicht schreiben.


- - -


Ich habe gerade wieder einen Artikel von yourbrainonporn.com gelesen. Nämlich: "Why am I feeling so sad about giving up porn?", also "Warum fühle ich mich so traurig dabei, Pornos aufzugeben?", und besonders interessant fand ich daran wieder, daß der Autor beschreibt, daß er tatsächlich völlig aufgehört hat zu masturbieren. Er beschreibt, daß er wirklich so weit gekommen ist, daß er kein starkes Verlangen mehr danach hat.

Ich kann mir das nur schwer vorstellen. Okay, ich habe mir gestern Pornos angeschaut, aber nun endgültig von Pornos loszulassen erscheint mir nicht unmöglich. Immerhin sind Pornos ja kein natürliches Bedürfnis des Menschen. "Ist Masturbation denn ein natürliches Bedürfnis des Menschen?" wird jetzt vielleicht jemand fragen.

Ich muß ehrlich sagen, endgültig damit aufzuhören zu masturbieren fühlt sich so schwierig, ja geradezu unmöglich für mich an. Ich bekomme teilweise so ein heftiges Verlangen, wenn ich länger nicht masturbiert habe. Ich hab' das Gefühl, daß ich dabei richtig gehend wahnsinnig vor Lust und Gier werde, und es fällt mir schwer, daran zu glauben, daß das irgendwann weniger wird.

Allerdings muß ich auch sagen, daß ich in den letzten Wochen schon deutlich gemerkt habe, daß mein Verlangen weniger geworden ist. Mein Denken wurde nicht mehr ständig von Sex und Frauen beherrscht. Heute jedoch, eine halbe Nacht nachdem ich wieder Pornos geschaut und masturbiert habe, brumme ich wieder vor Wollust und Fantasien. Je länger ich mich jetzt damit auseinandersetze, desto mehr habe ich das Gefühl, daß es genau so ist, wie in einem Artikel auf yourbrainonporn.com, nämlich "the more you scratch, the more you itch", also "je mehr du kratzt, desto mehr juckt es".

Ja, es bestätigt sich langsam wirklich, daß gilt:

Je mehr, desto mehr, und je weniger desto weniger.

Ich meine, heute Nacht habe ich nur eine Stunde Pornos geschaut, und ich werde wahrscheinlich noch die kommenden Tage von einem Gefühl von Geilheit und diversen Fantasien in meinem Kopf begleitet werden.

Vor allem merke ich jetzt ganz deutlich, daß es mir wahnsinnig schwer fällt, wieder von diesem Gefühl und diesen Fantasien loszulassen!

Und ich drifte sogar wieder ins Gegenteil, und denke darüber nach, den Ansatz, den ich erst vorgestern wieder ganz klar formuliert habe, zu verwerfen. Ich denke zum Beispiel darüber nach, es doch so zu versuchen, wie es ein anderer Tagebuch-Verfasser hier formuliert hat, nämlich meine ganzen Wünsche und Fantasien einfach in der Realität auszuleben, also mit richtigen Partnern und Partnerinnen. Das wäre ja etwas anderes, als sich Pornos anzuschauen, zu masturbieren oder sexuellen Fantasien nachzuhängen. Es wäre ja die Wirklichkeit, und damit wär's ja irgendwie in Ordnung. Auf jeden Fall wär's besser, weil's keine Ersatzbefriedigung mehr wäre.

Das wollen mir meine Gedanken zumindest einreden.

Ich glaube jedoch, daß das alles Unsinn ist. Mal angenommen, ich würde tatsächlich all meine Neigungen einfach ausleben. Wenn ich zum Beispiel viel Geld zur Verfügung hätte, dann könnte ich vielleicht alle möglichen Fantasien mit Prostituierten ausleben, und selbst wenn ich darauf verzichten könnte, und mir Partner und Partnerinnen suche, die ich nicht bezahlen müßte. Wo würde mich das hinführen? Würden meine Neigungen dann irgendwann verschwinden? Wäre die Gier nach dem Rausch irgendwann befriedigt? Würde sie irgendwann versiegen? Ich glaube nicht. Ich glaube, all diese Gedanken darüber, meine Fantasien in der Wirklichkeit auszuleben, sind wieder nur ein Ausdruck der Gier, die ich heute Nacht erzeugt habe, und sie sind ein Ausdruck, meiner 15 Jahre alten Gewohnheiten, meiner 15 Jahre alten Sexsucht.

Wenn ich alles ausleben würde, dann würde ich doch wieder nur meiner Sexsucht folgen.

Das sind alles keine klaren Gedanken.

Nein, diese sexuellen Fantasien sind alle noch ein Teil der Sucht.


- - -


Paul







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06.05.2012 19:41:11  
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Freitag, 27. April 2012:


Gestern und heute habe ich noch einmal gründlicher über den sogenannten "reboot" nachgedacht. Dieser Ansatz stammt, wie gesagt, von der Seite yourbrainonporn.com, und es geht einfach darum, daß man in einem Zeitraum von drei Monaten keinerlei Pornos mehr schaut, nicht mehr masturbiert und auch keinen sexuellen Fantasien (also Pornos im Kopf) nachgeht. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß ich das wirklich, auf jeden Fall machen will, d.h. ich habe die letzten Zweifel an diesem Ansatz ausgeräumt.

Es geht mir vor allem um eins:

Ich will nicht mein Leben lang darunter leiden, daß ich in bestimmten Situationen einfach die Kontrolle verliere und meiner Geilheit nachgebe.

Das finde ich einfach unakzeptabel.

Damit meine ich nicht, daß ich meiner Geilheit nie wieder nachgeben möchte, und ich meine damit auch nicht, daß ich meine Sexualität unterdrücken möchte. Was ich meine, ist, daß ICH darüber ENTSCHEIDEN können möchte, ob ich meiner Geilheit nachgebe oder nicht.

Ganz konkret möchte ich z.B. wieder die Gewißtheit haben, daß ich mir keine Sorgen darum machen muß, daß ich 'ne Stunde nach dem Einschlafen plötzlich aufwache und direkt zu masturbieren anfange. Diese Gewißtheit, diese Gewissens-RUHE möchte ich haben.

Ich möchte mich wieder darauf verlassen können, daß ICH SELBER entscheiden kann, was ich mache und was nicht.

Ja, das bringt es eigentlich auf den Punkt.

Ich möchte mich darauf verlassen können, daß ich selber entscheiden kann, was ich mache und was nicht.


In diesem Sinne,
Paul







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06.05.2012 19:42:17  
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Montag, 30. April 2012:


Okay, heute ist der erste Tag meines "reboots".

Mir ist klar, daß ich ja eigentlich nicht "neu" anfange. Ich habe ja schon vor über zwei Monaten angefangen, diesen Weg zu gehen. Doch nun bin ich an dem Punkt angekommen, wo ich mir sicher bin, daß ich tatsächlich von allem loslassen muß, damit ich gründlich und endgültig meine Sucht überwinden kann.

Der erste Tag war okay. Ich war müde, es war warm draußen, und viele knapp angezogene Frauen unterwegs. Doch mir war sehr bewußt, wie ich auf diese Frauen reagiert habe, und ich habe auch des öfteren einfach mal ganz bewußt den Blick abgewendet, wenn ich gemerkt habe, daß ich "abdrifte". Überhaupt werde ich in den kommenden drei Monaten mehr darauf achten, wohin mein Blick abschweift.

Je mehr ich mich mit dieser Idee anfreunde, desto besser gefällt sie mir. Drei Monate ohne an Sex oder Frauen zu denken. Kein Sex, keine Masturbation, keine Pornos und Fantasien. Einfach mal den Kopf richtig frei kriegen, und mich wirklich mal auf andere Sachen konzentrieren.

Ich merke gerade wieder, daß das Schreiben hilft. Es hilft die Gedanken zu ordnen, und sie zu bündeln.

Und mir wird wieder mehr bewußt, worum es mir geht. Ja, erst gestern ist mir bewußt geworden, wie wichtig es ist, mich immer wieder daran zu erinnern, was die Vorteile des Weges sind, den ich jetzt eingeschlagen habe.

Naja, heute war auf jeden Fall ein ganz guter Tag.


In diesem Sinne,
Paul







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06.05.2012 19:44:19  
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Mittwoch, 2. Mai 2012:


Hm… erst vorgestern hatte ich beschlossen, wirklich den "reboot" zu machen, also wirklich auch auf Masturbation und sexuelle Fantasien zu verzichten, und gestern habe ich dann schon wieder masturbiert. Es ist wieder aus dem Halbschlaf heraus passiert.

Aber gut, ich lasse mich davon nicht entmutigen. Denn auch wenn ich nicht so schnell und gründlich voran komme, wie ich es mir erhofft habe, mache ich doch trotzdem Fortschritte.

An Pornos denke ich zum Beispiel so gut wie gar nicht mehr. Und, wie gesagt, auch meine allgemeine Erregung hat stark abgenommen. Ich merke jetzt immer deutlicher, daß es wirklich so ist, daß ich um so mehr und um so leichter erregt werde, wie ich mit meinen Gedanken und meinen Sinnen beim Sex bin.

Gerade heute zum Beispiel merke ich noch ganz stark, wie die Gier und die Geilheit von gestern nachwirken. Es fiel mir heute sehr schwer, nicht ständig irgendwelchen Frauen hinterher zu schauen, und ich war auch insgesamt deutlich mehr erregt, als gestern.

Mir ist noch etwas anderes deutlich aufgefallen, und zwar, daß nicht nur die Geilheit nach dem Masturbieren zu nimmt, sondern die Gier insgesamt. So habe ich zum Beispiel gestern direkt nach dem Masturbieren eine ganze Packung Kekse gefuttert, und heute ist es mir ziemlich schwer gefallen, nicht demselben Gier-Gefühl nachzugeben. Ich merke, daß ich dann auch bei den normalen Mahlzeiten die Tendenz habe, schneller zu essen, also zu schlingen, und mehr zu essen. Im gewissen Sinne genieße ich gar nicht das Essen selber, sondern mehr die Gier beim Essen.

Ich glaube, daß dieses Verhältnis aber auch anders wirkt, daß also Gier beim Essen und Trinken auch insgesamt mehr Gier, und damit auch Geilheit, erzeugt. Ich glaube, das Grundgefühl der Gier ist dabei immer dasselbe, und es geht immer um ein gewisses Rausch-Gefühl.

Wirklich interessant. Meine Auseinandersetzung mit meiner Sexsucht zwingt mich tatsächlich, mich immer mehr mit mir selbst und meinen Gewohnheiten auseinanderzusetzen. Ich glaube, es ist wirklich so, wie ich es schon einmal hier geschrieben habe. Die schlechten Gewohnheiten "füttern" einander. Fressen, Saufen, träge vor dem Fernseher hocken – davon sind Pornos und Masturbation natürlich nicht weit entfernt.

Und noch etwas wichtiges ist mir klar geworden:

Ich glaube, die Ursache für die Gier ist die Angst, daß es nicht genug gibt.

Ich glaube, ich verfalle immer dann in eine gewisse Gier, wenn ich die Sorge oder die Angst habe, daß ich von irgendetwas nicht genug bekommen werde. Nicht genug zu essen, nicht genug Unterhaltung, und letztlich natürlich nicht genug Liebe.

Die Angst vor Mangel, die Angst davor, daß es nicht genug gibt.

Das scheint zumindest eine wichtige Ursache von Gier und Geilheit zu sein.


Alles Gute,
Paul







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06.05.2012 19:46:01  
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Donnerstag, 3. Mai 2012:


Heute war ein entspannter Tag. Es gab nicht viele Gelegenheiten um an Sexsucht zu denken. Ich habe die ein oder andere hübsche Frau gesehen. Aber keine besondere Reaktion gehabt.

Wobei: Ich habe mir eben grade einen Gangster-Film angesehen, in dem es ein paar Sex-Szenen gab. Natürlich keine Hardcore-Szenen. Nicht einmal softcore. Aber ich habe trotzdem gemerkt, wie ein Funke durch mich hindurch ging.

Es war die richtige Entscheidung, daß Modem-Kabel zu durchtrennen. Es war die richtige Entscheidung, mich vom Internet abzukapseln. Wenn ich jetzt noch ein funktionierendes Modem hätte, dann wäre ich wahrscheinlich schon wieder dabei, mir Pornos anzuschauen.


- - -


Ich muß jedoch gestehen, daß mir immer wieder Zweifel an dem "reboot"-Ansatz kommen. Irgendwie herrscht da Verwirrung in meinem Kopf. Es gelingt mir nicht, eine zweifelsfreie Entscheidung zu treffen. Ich meine so, daß ich Tag für Tag mit dem Gefühl aufwache: "Ja, ich bin überzeugt davon, daß das der richtige Weg ist, und ich habe das Vertrauen, daß ich es schaffen werde."

Irgendwie habe ich das Gefühl, daß ich jetzt einfach die nächste Ebene der Sexsucht entdeckt habe. Früher dachte ich, es reicht, wenn ich mir nicht mehr so häufig Pornos anschaue. Dann wurde mir bewußt, daß das wohl nicht reichen wird. Ich glaube, jetzt dämmert es mir langsam, daß es auch nicht reicht, mir keine Pornos mehr anzuschauen. Ich muß auch mit dem Masturbieren und den sexuellen Fantasien aufhören.

Es dämmert mir, doch ich spüre noch einen Widerstand dagegen. Ich kann noch nicht ganz davon loslassen, und außerdem habe ich das Gefühl, daß ich es gar nicht endgültig schaffen kann.

Doch ich werde mich auch damit auseinandersetzen, bis das Problem gelöst ist. Ich werde auch hier nicht aufgeben.


In diesem Sinne,
Paul







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06.05.2012 19:47:03  
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Freitag, 4. Mai 2012:


Mir ist heute ein wichtiger Gedanke gekommen. Das heißt, er ist mir wieder eingefallen. Nämlich, daß es gar nicht darum geht, ob der "reboot" oder ein drei monatiger "Zölibat" im allgemeinen das richtige ist. Es geht also nicht um ein grundsätzliches Problem, sondern es geht darum, daß ich ein Suchtproblem habe, und daß ich dieses Suchtproblem lösen will.

Es geht darum, daß ich ein Suchtproblem habe, und daß ich dieses Suchtproblem lösen will!

Der "reboot", oder das drei monatige "Zölibat", ist ein Ansatz, den ich bisher nicht in Erwägung gezogen habe. Das heißt, ich habe bisher nicht geglaubt, daß dieser Weg mir helfen könnte.

Bisher bin ich aber auch noch nicht dauerhaft von meiner Sucht losgekommen!

Ja, das ist ganz wichtig. Was auch immer ich in der Vergangenheit versucht habe, hat noch nicht gereicht, um mich wirklich dauerhaft von meiner Sucht wegzubringen.

In meinem Fall geht es ja sogar um einen recht schweren Fall von Sexsucht. Schließlich habe ich gut fünfzehn Jahre Pornos hinter mir, und verschiedenste Formen von Auto-Sexualität.

Daß ich nach wie vor einen gewissen Bammel, eine gewisse Angst vor diesem "reboot", vor diesem "Zölibat" habe, ist vielleicht sogar einfach der letzte Ausdruck meiner Sucht. Ganz nüchtern betrachtet ist es sogar ziemlich offensichtlich. Hey, ich bin seit über fünfzehn Jahren sexsüchtig, und seit knapp drei Monaten verfolge ich den ersten wirklich ernstzunehmenden Versuch, auszusteigen. Könnte es sein, daß mein Denken, ja mein Gehirn selbst, nach knapp drei Monaten, noch immer stark von den fünfzehn vorangegangenen Jahren ist?! Ja, das klingt sogar sehr plausibel.

Ich habe das Gefühl, daß gerade ein Groschen gefallen ist.

Doch ein gewisser Zweifel bleibt. Was ist Sexsucht? Und was ist natürliche Sexualität?


Ich werd's heute Abend nicht mehr klären.

Bon soir,
Paul







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06.05.2012 19:48:07  
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Samstag, 5. Mai 2012:


Zwei Schritte vor, einer zurück


Zwei Schritte vor, einer zurück – so kann ich, glaube ich, meine Entwicklung hier beschreiben.

Ich hatte heute wieder einen Rückfall. Schon wieder…

Ich hatte mir zwar ein neues Telefon gekauft, ein kleines, billiges ohne Internet-Funktion. Doch das Blackberry mit seinem Internet-Zugang lag noch griffbereit neben meinem Laptop. Da bin ich heute noch mal schwach geworden. Der Rückfall fühlte sich ähnlich an, wie derjenige, den Andi zuletzt beschrieben hat. Ich habe keinen großen Widerstand geleistet, ich fühle keine große Reue, und ich bin auch nicht in ein tiefes Loch gefallen. Und doch fühle ich mich wieder leer.

Ich hatte auch keinen allzugroßen Spaß bei der Sache. Ich habe mir eigentlich nur drei Clips ganz, ganz kurz angeschaut. Es ging eigentlich fast nur darum, den kurzen Rausch des Verbotenen zu spüren. Doch auch der war nicht stark.

Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein enttäuschendes Erlebnis.

Mir ist zum ersten Mal deutlich bewußt geworden, daß ich selbst die ganze Aufregung erzeuge, daß ich selbst den ganzen Rausch erzeuge, und daß die Bilder und die Videos selbst eigentlich nicht besonders schön oder aufregend sind.

Oder anders ausgedrückt:

Ich habe heute das erste mal deutlich gemerkt, daß Pornos mich nicht be-FRIED-igen, daß ich danach also keinen Frieden, keine Ruhe habe, sondern daß ich mich sogar schlechter fühle als vorher.

Das ist das Wesen der Gier. Das niemals endende Gefühl, daß etwas fehlt. Das niemals endende Gefühl, daß es einen Mangel gibt. Und je gieriger man wird, desto größer wird das Gefühl, daß etwas fehlt, daß es an etwas mangelt, und desto größer wird das Loch, in das man später fällt.

Die Gier ist wie ein unstillbarer Durst. So, als wollten wir unseren Durst mit Salzwasser löschen. Je mehr wir trinken, desto brennender wird das Durstgefühl.

Diesen Durst löschen wir nur dann, wenn wir nicht mehr trinken.


- - -


Das Blackberry habe ich jedenfalls heute zerstört…

Eine drastische Maßnahme. Es war kein billiges Telefon. Es hatte viele praktische Funktionen. – Doch es war ein Hindernis…


- - -


Mir ist heute noch etwas anderes bei meinem Rückfall aufgefallen. Etwas, daß auch dem Rückfall von Andy ähnelt. Nämlich, daß es mir eigentlich fast egal war. Ich fand's nicht wirklich schlimm. Genauso wenig, wie ich's toll fand. Das ist einerseits gut, weil's mich ja nicht dazu motiviert, es zu wiederholen.

Doch es birgt auch die große Gefahr, meine Sucht zu unterschätzen. Und diese Gefahr überwiegt.

Ich denke, was ich brauche, ist Tag für Tag eine frische Erneuerung meiner Absichten. UND Tag für Tag eine frische Erinnerung meiner EIN-sichten.

Folgendes ist mir klargeworden:

Wenn ich mich nicht regelmäßig daran erinnere, warum, weshalb und wozu ich von meiner Sexsucht loslasse, dann werde ich sie nicht dauerhaft überwinden können.

Zu glauben, ich hätte nach knapp drei halbherzigen Monaten, mit mehreren Rückfällen, genug an mir gearbeitet, um mich in Sicherheit zu wiegen, ist ganz einfach – eine falsche Sichtweise.

Es entspricht nicht der Wirklichkeit.

Die richtige, akkurate Sichtweise – die Sichtweise, die der Wirklichkeit entspricht – ist, daß ich noch immer tief in meiner Sucht drin stecke. Die Wahrheit ist, daß dies erst der Anfang ist. Dies ist das erste Mal seit fünfzehn Jahren, daß ich in einem so langen Zeitraum von knapp drei Monaten so wenig Pornos geschaut habe.

Es ist so, als wären meine Beine für fünfzehn Jahre lang taub gewesen, und nun spüre ich das erste mal wieder ein leichtes Kribbeln in den Zehen.

Doch mich aufrichten, sicher stehen oder gehen – das kann ich noch nicht.

Das ist die richtige, akkurate Sichtweise, daß ich gewissermaßen neu laufen lernen muß.

Ja, es ist ein bißchen so, als ob ich noch einmal laufen lernen müßte.

Und in einem gewissen Sinne waren diese ersten zweieinhalb Monate meine ersten wackeligen Stehversuche, und in meinen Rückfällen bin zurück auf alle Viere gestolpert.

Ja, von der Sucht, von Gier auf alle Viere, zur Erde hinunter gezogen, nieder gebeugt. Ohne die Kraft, mich wieder aufzurichten, meinen Rücken gerade zu strecken, und meinen Kopf aufrecht zu halten. Einem Tier nicht unähnlich, das ganz von seinen Trieben beherrscht wird. – Ein harter, aber nicht unpassender Vergleich.

Sucht kommt von Siechtum. Sucht ist der Prozeß des dahin Siechens. Die Sucht zehrt die gesunde Lebenskraft auf, und das schale, leere Lebensgefühl das übrig bleibt, versucht man mit immer stärkeren, oberflächlichen Sinnes-Reizungen zu betäuben.

Mir wird immer mehr bewußt, daß ich hier offenbar auf ein viel tiefgreifenderes Problem gestoßen bin. Ein Problem, das viel tiefer geht, als nur Pornos…


- - -


Außerdem wird mir immer klarer, daß ich wirklich damit anfangen muß, mich mit den Problemen auseinanderzusetzen, die meiner Sucht zu Grunde liegen.

Das werde ich jedoch an einem anderen Tag machen. Denn heute ist's wieder spät geworden.


Gute Nacht,
Paul







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06.05.2012 19:51:34  
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Sonntag, 6. Mai 2012:


Heute veröffentliche ich das erste mal nach längerer Zeit wieder die Einträge, die ich in den letzten Wochen geschrieben habe. Es ist ein bißchen was zusammengekommen. Jedoch nicht so viel, wie ich eigentlich vor hatte. Das heißt, ich habe nicht täglich Tagebuch geführt, und ich glaube, das hat mit dazu geführt, daß ich mehrfach rückfällig geworden bin.

Ich werde diese Gewohnheit wieder täglich aufnehmen. Wie ich gestern geschrieben habe, ist es, glaube ich, wichtig, daß ich täglich meine Absichten erneuere, die Sucht endgültig und dauerhaft zu durchbrechen.

Es ist auch notwendig, daß ich mich täglich daran erinnere, WARUM ich die Sucht endgültig und dauerhaft durchbrachen möchte. Das heißt, es ist wichtig, daß ich täglich meine Sichtweise wieder richtig einstelle.

Ich hatte gestern schon darüber geschrieben. Ich glaube, daß ich einer falschen Ansicht zum Opfer gefallen bin. Im Wesentlichen nämlich, daß ich entweder geglaubt habe, die Sucht schon genug überwunden zu haben, oder daß ich einfach geglaubt habe, daß ich aus irgendeinem Grund nicht mehr wachsam sein müßte. Daß ich also einfach das Thema aus den Augen verloren hatte, daß meine Aufmerksamkeit abgeschweift ist, und daß ich aus diesen Gründen nachlässig geworden bin.

Diesen abwegigen Kurs muß ich nun wieder korrigieren.

Ich bin zwar nicht völlig in mein altes Verhalten zurückgefallen. Ich habe also keine extremen Rückfälle mehr erlebt. Doch ich bin auch noch lange nicht da, wo ich gerne hin möchte.

Ich werde mir in dieser Woche noch einmal ganz klar machen, welche Ziele ich erreichen möchte, und auf welchem Weg ich diese Ziele erreichen möchte. Diese Ziele werde ich dann erneut hier in meinem Tagebuch veröffentlichen, und in Zukunft werde ich mich täglich an diese Ziele erinnern. Am besten morgens direkt vor dem Frühstück.

"Ich werde heute meine Sexsucht überwinden, weil…"

Andererseits muß ich auch noch mal drüber nachdenken, ob es so sinnvoll ist, mich Tag für Tag daran zu erinnern, daß "ich sexsüchtig bin". Oder ob es nicht besser ist, einfach von der Sexsucht loszulassen. Mich gar nicht mehr daran zu erinnern, sondern einfach langsam zu "vergessen", daß ich sexsüchtig gewesen bin.

Naja, auf jeden Fall denke ich, daß ich erst mal meine Deckung wieder hoch nehmen muß, daß ich also wieder wachsamer werden muß. Wachsam, ohne aufgeregt zu sein. Aber auch ohne vom Kurs abzukommen.



Also, eine Erneuerung meiner Ziele, eine Erneuerung meines Weges!

In diesem Sinne,
Paul







„Nicht der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“ - Katharina von Siena



"We become what we think about most of the time." - Earl Nightingale



06.05.2012 19:52:46  
Paul Milafehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Hey Andy,


Vielen Dank für Deine Antwort hier. Das hat mir sehr geholfen, und es hat mich wieder dazu ermutigt, strenger mit diesem Tagebuch umzugehen. Es hilft zu wissen, daß wirklich jemand das eine oder andere von dem liest, was ich hier schreibe.

Besonders geholfen hat es mir aber, daß Du noch einmal darauf hingewiesen hast, daß wir lernen müssen, auch im wirklichen Leben mit Frustrationen und Depressionen umzugehen, ohne uns auf Pornos und ähnliches zu stützen, und daß man sich nicht von Rückschlägen entmutigen lassen darf, weil sie unseren Fortschritt ja nur verzögern, aber nicht endgültig aufhalten.

Du hast Recht. Am Ende werden wir unser Ziel verwirklichen.

Im teile auch das Gefühl, daß wir beide einen ähnlichen Ansatz an die OSS haben. Wir haben großes Glück, daß wir intelligent genug sind, um so gründlich über unser Verhalten zu reflektieren. Ich glaube, daß wir uns damit am Ende eine übergreifende Klarheit verschaffen und uns am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen können.

Deinen Beiträgen habe ich übrigens den Verweis auf yourbrainonporn.com entnommen. Von dieser Seite habe ich bisher tatsächlich die hilfreichsten Informationen bekommen. Außerdem finde ich, daß die Jungs aus den USA einen frischen, pragmatischen Ansatz an die Sache haben, der nicht so sehr in moralischen Erwägungen stecken bleibt.

Ich mußte in den letzten Wochen immer wieder verstärkt an zwei Sachen denken:

Das erste ist das sogenannte sexuelle Qi-Gong von Mantak Chia, über das er in seinem Buch "Tao-Yoga der heilenden Liebe" schreibt. Dieses Buch solltest Du ohne große Probleme als frei verfügbare PDF im Netz finden. Es ist ohne Frage ein esoterisches Buch, und verfolgt so gesehen einen ganz anderen Ansatz als yourbrainonporn.com. Doch ich glaube, Du wirst sehr wertvolle Anregungen darin finden. Besonders, um vielleicht ein neues, heilsameres Bild von Sexualität zu entwickeln.

Das zweite ist, daß wir mit der Problematik, mit der wir uns gerade auseinandersetzen, ja an ein Problem rühren, mit dem sich Männer ja schon seit Jahrhunderten und Jahrtausenden auseinandersetzen. Ich meine damit, daß zum Beispiel die verschiedenen Religionen schon seit langer Zeit darauf hingewiesen haben, daß die Sexualität (aber auch andere Sinneslüste) gewisse Risiken mit sich bringen. Ich will hier keine Diskussion über die Sexual-Moral der Religionen anfangen. Das würde kein Ende finden. Doch was ich interessant finde, ist, daß es eben schon seit Jahrtausenden Männer gibt, die sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt haben, wie sie mit Sexualität umgehen sollen. Und sie sind zu ganz unterschiedlichen Ansätzen gekommen. Für uns sind diese verschiedenen Ansätze in so fern wertvoll, als daß wir uns, ganz unabhängig von der jeweiligen Religion oder Philosophie, die praktischen "Techniken" anschauen und, gegebenen Falls, aneignen können.



Oder anders ausgedrückt:

Unterscheidet sich der "reboot" den so stark von einem drei monatigen "Zölibat"? Ich meine, es gibt genügend Gemeinsamkeiten, so daß es lohnt, sich mal anzuschauen, wie die Männer in den Jahrhundert vor uns mit dieser Problematik umgegangen sind.

Schaut man sich zum Beispiel die traditionelle buddhistische Herangehensweise an, so findet man, daß der Buddha im wesentlichen ganz genau das selbe erklärt hat, was heute Neurologen wie Norman Doidge ("The brain that changes itself") sagen. Nämlich, je mehr ich etwas tue, desto stärker wird meine Tendenz dazu, und je mehr ich etwas lasse, desto mehr wird auch meine Tendenz dahin verschwinden.

Anders als die westliche Sexual-Moral der letzten Jahrzehnte, die ja davon ausgeht, daß wir durch Erfüllung unserer sexuellen Lust eine kurzfristige Be-FRIED-igung erreichen, in der wir weniger sexuelle Lustverspüren, hat der Buddha ganz deutlich erklärt, daß sexuelle Lust nur dann wirklich verschwindet, wenn wir aufhören Sex zu haben.

Ob das nun wirklich so stimmt, und ob einem das gefällt oder nicht, ist ja noch eine andere Frage. Interessant finde ich aber erst mal, daß seine Aussagen von vor 2500 Jahren den Aussagen der ganz aktuellen Neurologie so ähnlich sind. Naja, und daß eben seit 2500 Jahren sich Mönche auf seine Ratschläge stützen, um einen Weg zu finden, mit ihrer Sexualität umzugehen.



Oder noch mal anders:

Wäre es nicht spannend, wenn wir durch die Auseinandersetzung mit der OSS auf etwas gestoßen wären, was in Wirklichkeit viel tiefgreifender ist, als nur eine Antwort auf die Frage zu finden: "Soll ich Pornos schauen oder nicht?"

Wäre es nicht spannend, wenn die Auseinandersetzung mit der OSS zu einem Anlaß dafür wird, sich mit noch viel grundlegenderen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen?

So könnten all die Jahre der OSS zumindest langfristig und letztendlich zu einem Nährboden für eine äußerst spannende, konstruktive und heilsame Entwicklung werden. Viele Heilige waren vormals großer Sünder.

Ich finde es zum Beispiel interessant, daß Du Dich mit der Frage auseinandersetzt, ob Nackt-Bilder von Deiner Freundin als Pornos gelten oder nicht. Ich glaube, viele andere wären nicht so selbstkritisch dabei. Sondern sie würde irgendwelche fadenscheinigen Gründe erfinden, warum sie die Nackt-Bilder ihrer Freundin außen vor lassen. Ob diese Bilder nun wirklich Pornos sind oder nicht, lasse ich einfach mal offen. Ich persönlich halte sie nicht für schädlich. Auch nicht im Bezug auf die OSS, da sie nicht die entsprechenden Muster der OSS bedient. Zumindest nicht langfristig.



Oder denk doch mal so drüber nach:

Die selbstkritische, selbstreflektorische Arbeit, die wir hier leisten, und die wir hier offen zur Verfügung stellen, hilft ja nicht nur uns, sondern auch anderen. Möglicherweise ist dieses Forum, von denen es ja noch nicht so viele gibt, tatsächlich Teil einer Pionier-Bewegung in diesem Bereich. Die kommenden Generationen werden sich ja vermutlich noch vermehrt mit OSS auseinandersetzen müssen. Wenn ich mir überlege, daß es in zwanzig Jahren vielleicht mehr oder weniger normal, oder zumindest unvermeidbar ist, daß sich zwölfjährige auf den High-End-Home-Entertainment-Systemen ihrer Eltern 3D-Hardcore-Pornos in Soround-Sound anschauen.

Ja, da ist es vielleicht ganz gut, daß wir hier schon mal die Vorarbeit leisten, mit der dann die Psychologen kommenden Generationen dabei helfen können, aus ihrer heftigen Virtual Reality zu entkommen. Denn normale klinische oder psychologische Studien wird es in diesem Bereich ja vermutlich niemals geben. Wie der Autor von yourbrainonporn.com ja ganz richtig sagt: Wer wird schon Langzeit-Studien machen, in denen er Kindern und Jugendlichen Hardcore-Pornos zeigt? Und wenn das nicht möglich ist. Wie viele Menschen werden offen über ihre Schwierigkeiten mit OSS sprechen oder schreiben? Wenn sie in dieser modernen Welt überhaupt soweit kommen, sich einzugestehen, daß sie Schwierigkeiten haben!



Und noch mal ein ganz anderer Denk-Ansatz:

Unser Geschichts-Lehrer in der neunten Klasse wies uns damals darauf in, daß die Gewalt und die Brutalität in Video-Spielen ja gar nichts neues wäre (und das war erst Mitte der 90er), und er machte einen Vergleich zu den Circus-Spielen in der römischen Antike. Er erklärte uns, die Psychologie dahinter wäre immer noch die selbe, wie vor 2000 Jahren.

Gilt nicht das selbe für die bekannte freie Sexualität der Antike und unsere Internet-Pornographie?

Wenn Du Dir nun mal die Serie "Rome" anschaust. Dann findest Du dort zumindest eine "Darstellung" (wie's wirklich war, werden wir ja niemals feststellen), die unserer Gesellschaft sehr ähnlich ist. Viel brutale Gewalt, viel vulgäre Sexualität.

Ist es denkbar, daß wir in unserer modernen Überfluß- und Konsumgesellschaft in die selbe Dekadenz abgleiten, wie damals das Römische Imperium? Fallen wir den selben gesellschaftlichen und psychologischen Mechanismen zum Opfer?

Ich meine, wie selbstverständlich ist es in nur wenigen Jahren geworden, daß in Filmen und Computerspielen Gewalt total explizit dargestellt wird? Läuft da nicht der selbe Mechanismus ab, wie bei den Internet-Pornos? Gieren die Menschen nicht nach immer höheren Dosen von Gewalt-Darstellung? Ich habe mal für zwei Jahre in einer Videothek gearbeitet, und über 50% der Filme, die neu reinkamen waren Horror-Filme. Horror-Filme und vor allem Pornos – davon leben Videotheken. Sicher aber nicht von Disney-Filmen.

Übrigens, interessantes Hintergrundwissen nebenbei: Daß damals das VHS-Format seinen Siegeszug angetreten hat, lag nicht daran, daß es technisch überlegen war. Das System von Sony war deutlich besser. Doch anders als für das Sony-Format, wurden für VHS schnell Porno-Lizenzen vergeben, und die Familien-Väter haben eben keine 800,00 DM dafür ausgegeben, daß sie Kinder-Filme schauen konnten. Nein, nein – es ging um die Pornos.



Ich glaube, wenn wir uns darauf einlassen, dann kann unsere Auseinandersetzung mit der OSS tatsächlich zum Anlaß dafür werden, daß wir uns mit viel tiefgreifenderen Problemen auseinandersetzen. Seien es nun unsere ganz eigenen, innersten psychologischen Probleme oder gesamt-gesellschaftliche Entwicklungen.

Auf jeden Fall aber stoßen wir dann auf Schwierigkeiten und Probleme, mit denen sich die Menschen schon seit vielen Generationen auseinandersetzen, und auch hier in diesem Forum, einer unscheinbaren Plattform, haben wir die Möglichkeit zu einer wichtigen konstruktiven und heilsamen Entwicklung beizutragen.

Und sei es nur, daß in zwei, drei Jahren – oder eben in zehn, zwanzig Jahren – ein junger Mann dieses Forum aufsucht, wie auch immer es dann aussehen mag, und hier Hilfe im Umgang mit seiner OSS, sucht. Allein dafür lohnt es sich ja schon, die vermeintlich sinnlos mit OSS vergeudeten Jahre selbstkritisch und selbstreflektorisch "auszubeuten", damit später mal jemand das lesen und sagen kann:



"Gott sei Dank!

1. Ich bin nicht der erste mit diesem Problem!
2. Ich bin nicht der einzige!
3. Es gibt eine Lösung!
4. Und viele haben es vor mir geschafft!"


[...]







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06.05.2012 19:54:59  
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[...]



So kann die Auseinandersetzung mit der OSS vielleicht werden, wie das Schießen mit einem Bogen, bei dem man den Pfeil ja auch nur eine über eine verhältnismäßig kurze Strecke zurückzieht, der aber auf Grund der Spannung der Sehne (oder eben des Drucks, mit dem die OSS behaftet ist), über eine erhabene, weite Strecke ins Schwarze trifft, also einen sinnvollen Zweck verfolgt. Etwas, daß über die reine Sucht-Bewältigung hinaus geht.



Ganz sicher können wir an dieser Auseinandersetzung aber charakterlich wachsen.



In diesem Sinne,
Paul







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06.05.2012 19:55:28  
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Hallo Paul,
ich kann leider schlecht hier irgendwelche Ratschläge anbringen, denn Du weißt sicher mehr als ich. Aber ich kann Dir Mut zusprechen für Deinen echt starken Kampf. Halte durch!!! Es lohnt sich, glaub mir, gerade bei alledem, was ich gerade so erlebe, weiß ich, dass das Leben ohne OSS sicher viel besser ist.

Halte weiter an Deinem Vorsatz fest und übrigens, Gratulation, zu dem was Du schon geschafft hast. Sicher es geht immer mal wieder einen Schritt zurück, aber wenn Du wieder zwei nach vorne machst, dann ist auf jeden Fall einer nach vorne geblieben. Und das macht es aus!!

Ich glaub an Dich und wünsch Dir alle Kraft der Welt!
lg kätzchen


09.05.2012 20:13:40  
Paul Milafehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Liebes Kätzchen,

Das freut mich ganz doll! Und es baut mich auf! Lächeln

Vielen Dank für Deine lieben Worte,
Paul







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09.05.2012 20:39:28  
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