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Forum Übersicht » Ausstiegstagebuecher » Ausstiegstagebuecher für BETROFFENE » Paul - Ausstiegstagebuch (OSS), Beginn 26.02.2012
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Paul - Ausstiegstagebuch (OSS), Beginn 26.02.2012
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Dienstag, 15. Mai 2012 - Nachtrag:



Ich bin noch nicht dazu gekommen, auf Eure Beiträge zu antworten. Ich nehme aber heute die neuen Beiträge wieder mit nach Hause und schaue sie mir an.



Alles Gute,
Paul









„Nicht der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“ - Katharina von Siena



"We become what we think about most of the time." - Earl Nightingale



15.05.2012 15:36:19  
Paul Milafehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Mittwoch, 16. Mai 2012:




Gestern habe ich die Kündigung an meinen Provider geschickt. Per Einschreiben mit Rückschein, so daß ich sicher gehen kann, daß die Kündigung wirklich angekommen ist. Wie gesagt, die Kündigung wird erst zum Ende des Jahre völlig wirksam. Also werde ich heute auch noch mein DSL-Modem mit samt dem Zubehör entsorgen. Dann bin ich in meiner Wohnung wirklich offline, und werde das auch mehrere Jahre bleiben. So bin ich in meiner Wohnung wirklich sicher vor der Versuchung durch Online-Pornos. Ich merke jetzt schon, daß ich allein dadurch schon nicht mehr an Pornos denke. Es kommt mir wirklich nicht mehr in den Sinn, wenn ich zu Hause bin. Einfach, weil es gar nicht mehr geht.




Nun möchte ich kurz, zwischendurch, von meinem Sekunden-Rückfall im Internetcafe berichten. Ich habe ja gestern zwei Beiträge hochgeladen, und danach habe ich ganz kurz nach einem ganz bestimmten Porno-Clip gegoogled. Durch die Video-Suche habe ich ihn auch schnell gefunden. Mir kam in den Sinn, daß ich ihn auf meinen USB-Stick runterladen könnte. Doch ich habe ihn nur eine Sekunde angeschaut und dann sofort wieder ausgemacht. Ich habe nur einige wenige Bilder gesehen, doch diese kleine Sequenz hat gereicht, um mich mit einem kurzen Blitz zu durchzucken. Also: keine gute Idee. Werde ich nicht wieder machen. Und: Gut, daß ich das zu Hause nicht mehr machen kann.




Jetzt möchte ich noch kurz etwas generelles klären: Das Schreiben der Forums-Beiträge nimmt inzwischen zu viel Zeit in Anspruch. Ich schreibe gerne. Ich schreibe auch gerne viel, und natürlich erst recht, wenn ich sehr, daß ich damit auch anderen Menschen gewisse Anregungen geben kann. Doch es frißt einfach zu viel Zeit. Deshalb werde ich meine Forums-Aktivität nun langsam wieder reduzieren.




Ich habe ja auch schon erklärt, daß ich glaube, daß das Erlebnis, das ich vorgestern hatte, ein großer Durchbruch war. Das mag etwas plötzlich und unverhofft erscheinen. Doch ich setzte mich mit meiner Sucht ja nicht erst auseinander, seit ich hier im Forum poste, und ich beschäftige mich mit sexuellem Qi-Gong auch nicht erst seit gestern. Ich glaube, das, was mir gefehlt hat, war die endgültige Abwendung von Pornos. Das war es, was mich immer wieder davon abgebracht hat, mich eingehender mit dieser Lösung zu beschäftigen. Und nun, da ich schon seit bald drei Monaten fast völlige Ruhe vor Pornos habe, hat sich, glaube ich, dadurch schon so viel in mir reguliert, daß diese Methode langsam wirksam werden kann. Einfach weil meine sexuellen Gefühle nicht mehr so stark in Gier ausarten, weil das Bedürfnis nach einem heftigen Rausch, nach einem heftigen Kick weniger geworden ist.




Jedenfalls habe ich wirklich das Gefühl, das mit dieser Entwicklung gerade wirklich etwas neues anfängt. Ich werde mich weiter mit dieser Methode, mit dieser Lösung beschäftigen, denn ich habe das Gefühl, daß sie mich tatsächlich immer weiter von Online-Sexsucht weg- und zu einer gesunden, heilsamen Sexualität hinführen wird. Deshalb wird es, glaube ich, in Zukunft auch nicht mehr ganz so viel Stoff geben, den ich hier im Forum verarbeiten kann.




Besonders freuen würde ich mich natürlich, wenn ich meine gesunde, heilsame Sexualität dann irgendwann auch wieder mit einer hübschen Frau ausleben kann, und nicht nur allein für mich, und damit leite ich meine Antwort auf Andi's und Sarabande's Beiträge ein:




Prinzipiell würde ich mich natürlich wahnsinnig über richtigen Sex freuen! Das ist ja klar! Ich hatte seit acht Jahren keine Beziehung mehr, und in dieser Zeit vielleicht zehnmal Sex. Das ist also durchschnittlich weniger als einmal im Jahr. Natürlich würde ich mich also über Sex freuen.

(Vielen Dank, übrigens, Andi, für Deinen Hinweis, daß ich mir nicht so viel Druck wegen der Masturbation machen soll.)




Kurz gesagt: Ich denke Eure Sichtweisen sind beide richtig.




Ich gebe Andi recht, weil ich auch glaube, daß eine echte Beziehung und richtiger Sex, zusammen mit sozialen Kontaken und Aktivitäten tatsächlich das entscheidende Heilmittel gegen die Sucht sind. Denn für diejenigen, die keine Mönche werden wollen, kann es ja nur darum gehen, sich wieder fest im wirklichen Leben, im Umgang mit echten Menschen, zu verankern. Und ich glaube sogar, wenn diese feste Verankerung im wirklichen Leben nicht stattfindet, bleibt die Gefahr der Sucht immer weiter bestehen. Einfach weil ein ganz entscheidender Nährboden, nämlich eine gewisse soziale Isolation, nach wie vor da ist. Ohne eine echte Beziehung und ohne richtigen Sex – ohne the real deal – wird es also, meiner Meinung nach, keine gründliche Loslösung von der Sucht geben. Das Problem wird nicht an der Wurzel gelöst, um es mit Kätzchens Worten zu sagen.




Ich denke auch, daß man sich als genesender Sexsüchtiger nicht zu sehr damit unter Druck setzten darf, ob man schon einen gewissen Grad der "Reinheit" im Bezug auf die Sucht erreicht hat oder nicht. Denn ich glaube, das führt zu völlig falschen Vorstellungen im Bezug auf das Ziel, das man erreichen kann. Wie gesagt, wenn man kein Mönch werden möchte, dann ist das Ziel ja nicht der Zölibat, sondern daß man wieder Sex haben kann, ohne dabei die Sexualität zu einer Sucht zu machen.




Sexualität ist aber immer bis zu einem gewissen Grad versaut, und es gibt einfach keine klaren Grenzen zwischen den Empfindungen, die man bei einer "normalen" und "gesunden" Sexualität hat, und denen, die man empfindet, wenn man seine Sucht auslebt. Denn auch bei einer leidenschaftlichen Sexualität entstehen ja äußerst intensive Gefühle. Ich würde sogar etwas provokativ sagen: Wer eine "normale" und "gesunde" Sexualität anstrebt, oder anders: Wer also danach strebt, seine Sexualität irgendwie zu normieren und zu regeln, strebt vermutlich nach einer sehr langweiligen Sexualität.




Oder nochmal deutlicher gesagt: In meinen Erfahrungen mit Frauen war es in der Regel so, daß die Frauen anfangs eine gewisse Anlauf-Phase gebraucht haben, in der sie weniger leidenschaftlich waren als ich. Doch wenn sie dann "in Fahrt" gekommen sind, dann war ich derjenige, der Schwierigkeiten bekommen hat, mit ihrem "Tempo" mitzuhalten. Was ich damit sagen will: Für einen Partner, der sich seiner Sexualität und seiner Leidenschaft völlig entwöhnt hat, der also eine "Schlaftablette" im Bett ist. Für so einen Mann wird sich eine Frau, glaube ich, auch nicht begeistern können.




Dazu möchte ich aber folgendes ganz klar sagen:

1. Ich habe meiner Freundin damals nie gesagt, daß sie auf Sex mit mir, zu Gunsten meiner Sucht, verzichten sollte. Den Teufel hätte ich getan! Der Sex war richtig gut mit ihr, auch nach fünf Jahren noch!

2. Ich habe nie von meiner Freundin, oder VON IRGEND JEMAND ANDEREM, erwartet, daß er mich retten kann oder soll. Das ist, meiner Meinung nach, eine völlig unreife und kindische Erwartungshaltung, die von keinem Menschen befriedigt werden kann.




Und ich muß Andi auch damit recht geben, daß man nie von vornherein wissen kann, wie und womit man jemanden verletzen kann. Oder nochmal ganz überspitzt formuliert:




Wenn ich sicher gehen will, daß ich niemanden verletze, dann darf ich gar keine Beziehung führen.




Doch ich verstehe auch, wie Sarabande das empfindet. Einer der Gründe, warum ich in den letzten Jahren keine Partnerin gefunden habe, und warum ich gewisse Schwierigkeite damit hatte, Frauen kennenzulernen, war ganz sicher, daß es eine Menge Sachen in einem Leben gab, die ungeklärt waren. Also für mich selber ungeklärt. Jemand, der vielleicht ein Motorad fahrenden Macho ist, und dem es egal ist, wie Frauen ihn empfinden, der hat ja auch bestimmte Sachen für sich geklärt. Das Verhalten, zu dem er sich entschieden hat, ist vielleicht nicht sehr liebenswert. Aber immerhin ist es KLAR. Er weiß, wer er ist und was er will, und es gibt nicht wenige Frauen, die das ziemlich attraktiv finden, und die bereit sind, im Austausch dafür gewisse negative Seiten in Kauf zu nehmen.




Wer das bestreiten will, dem empfehle ich die Lektüre von "Nice Guys Don't Get Laid".




(Dir, Andi, empfehle ich zusätzlich die Lektüre von "Double Your Dating" und "Attraction Isn't A Choice" von David De Angelo. Da wirst interssante Ansätze darüber finden, wodurch man als Mann attraktiv wird. Also "wie und warum" die Frauen mit ihrem "feinen sensorium" auswählen.)




So, ich habe nun in den letzten Jahren an vielen verschiedenen Baustellen in meinem Leben gearbeitet, und mir ist dabei immer halb bewußt gewesen, daß ich dadurch irgendwie auch gar nicht genügend Raum für eine Beziehung in meinem Leben habe. Natürlich fühlte ich mich damit auch nicht ganz wohl. Doch die wenigen Begegnungen, die ich in dieser Zeit mit Frauen hatte, haben dann leider auch immer zu Mißverständnissen und Schwierigkeiten geführt. Einerseits hatte ich schon Interesse, und andererseits wollte ich mich irgendwie auch nicht fest binden.




Und ich verstehe, daß das schmerzhaft für Frauen sein kann.




In so fern gebe ich Sarabande natürlich recht, solange ich bestimmte Probleme in meinem Leben nicht gelöst habe, besteht natürlich immer die Gefahr, daß eine zukünftige Partnerin letztlich mit unter diesen Problemen leiden wird. Und das möchte ich allein schon aus einem gewissen männlichen Stolz heraus nicht. Ich möchte einfach nicht, daß meine Partnerin unter Problemen leiden muß, dich letztlich NUR ICH ALLEIN lösen kann. Das finde ich unreif.




Doch was ich eben geschrieben habe, bleibt trotzdem richtig:




Wenn man sicher gehen will, daß man niemanden verletzt, dann darf man gar keine Beziehung eingehen.




Dann muß man sich nämlich wirklich ganz aus dem weltlichen Leben zurückziehen.





[...]









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16.05.2012 21:34:35  
Paul Milafehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Mittwoch, 16. Mai 2012:




[...]




Deshalb ist es vielleicht ganz gut, daß wir mal über dieses Theme "gesprochen" haben. Denn der Schluß, den ich für mich daraus ziehe, ist der, daß ich einerseits weiter an meinen Problemen arbeite - Und ich bin Andi dankbar dafür, daß er deutlich gemacht hat, daß es mir dabei nicht an Bereitschaft fehlt – Und daß ich andereseits aber auch nicht mehr versuchen werde, einen zu "reinen" und von der Sucht "geläuterten" Zustand zu erreichen, bevor ich mich auf ein paar schöne Flirts und am Ende vielleicht sogar eine feste Beziehung einlasse.




In diesem Sinne,
Paul










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16.05.2012 21:35:25  
Paul Milafehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Mittwoch, 16. Mai 2012 - Nachtrag:




Mir ist heute etwas klar geworden, und es ist mir dadurch klar geworden, daß ich einen von Andi Beiträgen gelesen habe.




Seit ich hier meine Einträge poste, mache ich gewisse "Trends" durch. Damit will ich sagen, daß sich meine Sichtweise und meine Gefühle auf meine Sucht immer wieder verändern. Am Anfang war ich voll des Feuereifers! Nach einigen Wochen habe ich mich dann etwas entspannt, weil ich wahrscheinlich das Gefühl bekam, daß es ja gut läuft, und daß ich mir weiter keine Sorgen machen müßte.




Nun hat Andi aber in seinem Beitrag aber noch mal darauf hingewiesen, daß Pornos, Sexuellen Fantasien, Masturbation und Ejakulation einen MASSIVEN Einfluß auf unser Denken und Fühlen haben, auch nach längerer Zeit der Abstinenz. Diesen Hinweis habe ich als eine Warnung verstanden, und er hat mich wieder zum Nachdenken angeregt.




Es erscheint mir so, als ob ich in den letzten Wochen verschiedene "Trends" durchgemacht habe. Ich habe verschiedene Einflüße auf mich wirken lassen, wie zum Beispiel yourbrainonporn.com, buddhistische Literatur oder aber das Sexuelle Qi-Gong von Mantak Chia. Es dämmert mir nun langsam, daß ich damit zunächst mal nur auf gewisse "Züge" aufgesprungen bin. Mit yourbrainonporn.com habe ich eine sehr wissenschaftliche Sichtweise eingenommen. Mit buddhistischer Literatur wurde meine Sucht auf einmal zu einem Schlachtfeld für einen Jahrtausende alten "heiligen Krieg" gegen die Gier, Haß und Verblendung. Beeinflußt durch das Sexuelle Qi-Gong wurde es mir plötzlich wichtig, extreme Sichtweisen zu vermeiden.




Und trotzdem habe ich gestern im Internetcafe einen kleinen Blick riskiert.




Dieser "Ausrutscher" macht ja ganz deutlich, daß mein gewohntes Sucht-Verhalten noch sehr präsent ist, daß die "Trampelpfade" in meinem Gehirn tatsächlich eben noch sehr breit und fest getreten sind. Interessanterweise habe ich übrigens neulich von einem Freund erfahren, daß auf einem Trampelpfad nicht so ohne weiteres neues Gras wächst. Durch Regen und Erosion wird sich die Entwicklung eher fortsetzen. Damit wieder Gras wächst, müßte man den Trampelpfad tatsächlich ganz aktiv auflockern und wieder Gras aussähen, und auch dann darf eben für längere Zeit niemand den Trampelpfad betreten, damit das Gras zu einer gewisse Dichte wachsen kann. Besonders interessant finde ich das im Hinblick auf das Bild von der Wiese, das Du beschrieben hast, Andi. Ein sehr schönes und passendes Bild, wie ich finde.




Die Sucht ist also in Wirklichkeit noch voll da, und wenn ich ehrlich mit mir sein will, dann muß ich mir eingestehen, daß ich noch keine besonders großen Fortschritte erzielt habe. Das ist keine falsche Bescheidenheit, und es ist auch keine ungerechte Selbst-Kritik. Es ist einfach eine nüchterne, realistische Einschätzung, und zu dieser nüchternen Realität durchzubrechen ist ja eben die große Schwierigkeit, solange man unter dem Einfluß der Sucht steht. Die unterschiedlichen "Trends" von denen ich gesprochen habe, bewegen sich alle eher noch an der Oberfläche der Gedanken, so wie ein dünner Öl-Film auf dem Wasser. Du hast schon recht damit Andi, mich vorsichtig daran zu mahnen, daß ich nicht vorschnell damit aufhören sollte, nach den tieferen Ursachen der Sucht zu forschen. Ich laufe sonst nämlich Gefahr, mich tatsächlich nur mit den bunten Farben und Formen zu beschäftigen, die sich auf dem schillernden Öl-Film abwechseln. Den "Trends" eben.




Dabei kommt mir eine ausgezeichnete Idee!




Bis zu einem gewissen Grad kann ich ja einfach auch das Ausschluß-Verfahren benutzen. Ganz im Sinne von "Sherlock Holmes", den ich neulich auf DVD gesehen habe!




Ein weitestgehend ordentliches, regelmäßiges, ausgeglichenes und gesundes Leben – wenn ich das auf die Beine gestellt habe, und die Sucht dann immer noch wieder auftritt, dann kann ich immerhin ausschließen, daß die Sucht im wesentlichen aus einer unausgeglichenen, ungesunden Lebensweise stammt.




Das ist doch logisch, oder?




Wenn ich regelmäßig schlafe, also jeden Tag, und auch an den Wochenende, zur selben Zeit aufstehe und ins Bett gehe. Wenn ich mich gesund ernähre und wirklich nur selten Süßigkeiten nasche. Wenn ich regelmäßig, am besten täglich wenigstens ein bißchen Sport treibe. Wenn ich dazu noch meine Wohnung einigermaßen sauber und ordentlich halte und darauf achte, daß ich auch in meine Ausgaben eine gewisse Ordnung bringe. Wenn ich also diese äußerlichen Faktoren in Ordnung bringe, und damit über Monate und Jahre eine solide äußere Struktur aufbaue, dann sollte ich damit auf jeden Fall sehr gut gegen eigentlich jede Form von Sucht gewappnet sein. Wenn die Sucht unter diesen Bedingungen dann immer noch hartnäckig auftreten sollte, dann kann ich immerhin ausschließen, daß es an einem "unweisen" Lebenswandel liegt, und wenn die Sucht sich dann gar nicht mehr bemerkbar machen sollte, dann ist diese gesunde Lebensweise vielleicht einfach schon die entscheidende Maßnahme gewesen.




Unterschätzen sollte ich die heilende Kraft, die Wirkungsmacht einer solchen gesunden Lebensweise auf jeden Fall nicht.




Es versteht sich natürlich von selbst, daß auch der Aufbau einer solchen gesunden Lebensweise davon begleitet werden muß, daß ich ununterbrochen ganz aktiv mein Suchtverhalten vermeide. Oder um es mit Kätzchens Bild zu sagen:




Solange ich die Wurzeln nicht erreichen kann, muß ich das Unkraut eben ohne Wurzel abreißen.




Doch diese Einsicht ist ja im Grunde gar nicht so neu für mich. Was ist es also, das mich nach wie vor zurückhält? Ich glaube, das ist ganz einfach:




Die Anstrengung!




Ich fürchte, zu meiner Schande muß ich eingestehen, daß mich einfach die Anstrengung immer wieder abschreckt. Ich neige einfach sehr stark zur Faulheit, und ich merke, daß ich jedes mal aufs neue versuche, gewisse Anstrengungen zu umgehen, an statt sie einfach "head on", wie man im Englischen sagt, anzugehen. Statt meine Schwierigkeiten also einfach gradlinig anzupacken, ziere ich mich innerlich wie ein kleines Mädchen.




Doch dadurch wird es nicht leichter, sondern es wird viel schwieriger, weil es sich dadurch immer zäher in die Länge zieht.




Ja, ich denke, ich muß meine Einstellung zur Anstrengung gründlich ändern, damit ich auch mein Leben gründlich ändern kann.




Denn, mein Leben gründlich zu ändern, das ist ja eigentlich die Grundvoraussetzung dafür, daß es etwas neues entstehen kann.




Ich glaube, es war Albert Einstein, der sinngemäß gesagt hat: Dummheit ist, wenn man immer dasselbe macht, und dabei darauf hofft, daß das Ergebnis ein anderes wird.




Mir ist noch etwas anderes gutes eingefallen:


Ich sollte mein eigenes Tagebuch lesen. Ich sollte die älteren Einträge nochmal durchgehen, damit ich einen gewissen Überblick über meine Entwicklung in den letzten Wochen und Monaten bekomme. Dann werde ich, glaube ich, auch besser erkennen können, wie sich die "Trends" abwechseln, von denen ich vorher geschrieben habe, und ich werde damit vielleicht auch vermeiden können, daß ich manche Denkfehler zweimal machen muß. Außerdem kann ich mich damit vielleicht auch an gute Gedanken und Idee erinnern, die ich in der Zwischenzeit vergessen habe.




Ich habe nämlich das Gefühl, daß ich immer nur zeitweilig aus dem Meer der Sucht auftauche, daß ich dann für kurze Zeit alles klar und deutlich sehen kann und dann erst mal wieder in den Wellen und Wogen der Ansichten und Gefühle wieder versinke. So ertappe ich mich immer wieder dabei, daß ich die Sucht nicht wirklich ernst nehme, daß Pornos, Sexuelle Fantasien und Masturbation eigentlich gar nicht so gefährlich sind, daß ich alles im Griff habe, oder daß ich ja zumindest jetzt schon an einem Punkt angekommen wäre, an dem ich das alles wieder ein bißchen lockerer sehen könnte.




Doch das ist in Wirklichkeit immer noch alles die Sucht.




Wie soll ich mich nun weiter verhalten? Ich merke, daß ich mich selber etwas verwirrt habe, und daß mir der Weg nicht ganz klar ist.




Ich denke, zuerst einmal muß ich mir heute wieder eingestehen, daß ich nach wie vor noch tief in der Sucht drin stecke. Das ist mir unangenehm. Ich würde das gerne abschütteln. Doch ich kann es nicht abstreiten. Mein Verhalten ist immer noch von Gier, und damit von Angst und Mangelbewußtsein, bestimmt. Mein kleines Erfolgserlebnis von gestern hat mich jedoch wieder etwas leichtsinnig werden lassen. Ich glaube wirklich, daß mir mit diesem Erfolgserlebnis ein Durchbruch gelungen ist. Doch dieser Erfolg steht eben noch auf äußerst wackeligen Beinen. Wenn ich meinem Leben drum herum nicht eine verläßliche, feste Struktur gebe, werde ich diesen Erfolg nicht dauerhaft ausbauen können. Damit ich jedoch meinem Leben eine solche Struktur geben kann, muß ich ganz aktiv mein Suchtverhalten vermeiden.




Ich muß meine Spitzhacke wieder aufheben, und in den Steinbruch zurückkehren.




Damit ich jedoch sinnvoll handeln kann, muß ich mir tatsächlich nochmal über klare Richtlinien für mein Handeln Gedanken machen, über klare Regeln. Also, wie soll ich mich ganz KONKRET verhalten?




1. Ich konsumiere nie wieder irgendwelche Form von Pornographie.

Das ist die absolute, unumstößliche Grundregel. – Ich akzeptiere diese Regel, so wie ein Alkoholiker akzeptieren muß, daß er nie wieder irgendwelchen Alkohol konsumieren darf. Auch nicht als Aroma in einem Kuchen.




[...]









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16.05.2012 21:37:51  
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[...]




2. Sexuelle Fantasien

Was sexuelle Fantasien angeht, bin ich momentan unsicher.




Ich verstehe die Problematik, die hinter dem "reboot"-Ansatz von yourbrainonporn steht. Ich muß jedoch dazu sagen, daß meine sexuellen Fantasien eigentlich niemals Porno-Fantasien waren. Ich habe mir aus Pornos eigentlich auch nie Anleihen geholt. Meine sexuellen Fantasien erstrecken sich eigentlich immer nur auf Frauen, denen ich tatsächlich begegnet bin. Sie sind in der Regel auch nicht mit dem Rausch-Gefühl verbunden, daß ich hatte, wenn ich mir Pornos angeschaut habe. Meine sexuellen Fantasien sind also relativ moderat.




Ich habe auch den Sex mit meiner Freundin nicht von Pornos beeinflußen lassen. Das heißt, auf jeden Fall habe ich meine Freundin nie unter Druck gesetzt, irgendwelche Sachen mit mir zu machen, die sie nicht wollte. Ich habe sie zum Beispiel immer gerne oral befriedigt. Sie mochte das aber nicht mit mir machen. Daraus habe ich ihr aber nie einen Vorwurf gemacht.

Ich habe also den Eindruck, daß ich im Bezug auf meine sexuellen Fantasien nicht leichtfertig den Ansatz von yourbrainonporn in Frage stelle.




Ich möchte mir grundsätzlich keinerlei Gefühl verbieten. Ohne Ausnahme.




Das heißt, ich möchte kein Gefühl unterdrücken, das ich erlebe, und ich möchte mir auch nicht angewöhnen, meine Gefühle genau zu beobachten und sie dabei ständig zu bewerten. Ich möchte mir nicht angewöhnen, sie ständig einzuteilen in: "Dieses Gefühl ist in Ordnung, und auch seine Intensität ist in Ordnung. Das erlaube ich mir." im Gegensatz zu: "Dieses Gefühl ist nicht in Ordnung, und es ist auch zu intensiv. Das verbiete ich mir. Das unterdrücke ich."




Ich möchte mich einfach nicht an eine Gedanken- und Gefühlspolizei gewöhnen.




Ich habe zum Beispiel gemerkt, daß ich in den letzten Wochen eine ganz subtile Abneigung gegen Frauen aufgebaut habe. Das heißt, gegen Frauen als "Objekt der Begierde." Ich habe immer wieder gemerkt, daß ich ihnen ein bißchen böse war, weil sie mich erregen, und diese Entwicklung gefällt mir überhaupt nicht. Das ist nicht die Richtung, in die ich gehen möchte. Im Gegenteil, ich glaube, von meiner Sucht genesen und heilen werde ich nur dann, wenn ich zu einem liebevollen, vertrauten Umgang mit Frauen zurückfinde. Ohne sie als die beiden Extreme der "sündigen Versuchung" einerseits und als "Sucht-Objekt" andererseits zu erleben.




Dem gegenüber stehen zwei wichtige Argumente. Nämlich das Argument der instant gratification, und das Argument der Freiheit. Ich möchte nämlich auch nicht der Gewohnheit der instant gratification zum Opfer fallen. Instant gratification macht mich schwach, und sie macht mich zum Sklaven meines Appetits und meiner Lust. Das möchte ich nicht.




Das wichtigste ist die Freiheit.




Einfach meinem Appetit und meiner Lust zu folgen, wird mich aber nicht frei machen. Das habe ich ja ausführlich in meinem Eintrag über Geist, Sinneseindrücke, Gefühle und Emotionen erläutert.

Meinem Appetit und meiner Lust gar nicht zu folgen, wird aber vielleicht wieder zu heftigen Extremen führen. Also Verzicht und Unterdrückung einerseits, und Gier und Sucht andererseits, und damit bin ich dann auch nicht frei.




Als Mönch wäre es vielleicht möglich, sich jeder Verführung durch sexuelle Reize zu enthalten. Doch als junger Mann in der modernen Konsumgesellschaft ist das fast unmöglich. Man schaue sich nur die neue H&M-Bikini-Werbung an, und das ist nur eines von unzähligen Beispielen.




Ich werde also versuchen, einen Mittelweg zu finden. Im Alltag werde ich sexuelle Fantasien weitestgehend zu vermeiden versuchen. Ich werde nicht mehr mit gesenktem Blick durch die Straßen gehen, weil ich das schon für zu extrem halte. Ich werde aber auch darauf achten, mich nicht weiter damit verrückt zu machen, daß ich ständig mit den Augen nach irgendeinem neuen Lustobjekt suche. Wenn ich mich dabei doch gelegentlich in kleinen Tagträumen verliere, dann sei's drum. Ich glaube, wenn ich mich zum Beispiel tatsächlich auf kleine Flirts einlassen will, dann darf ich meine Gefühle, und damit verbunden auch meine Fantasien, nicht unterdrücken. Gerade in einem Flirt muß die sexuelle Energie einfach frei fließen können, damit eine gewisse reizvolle Spannung entsteht. Sonst macht's ja gar keinen Spaß.

Für meine Masturbation werde ich mir einfach jegliche Fantasien offen halten. Ich glaube, daß die eigene Fantasie an natürlich Grenzen stößt, wenn es darum geht, bestimmte Gefühle zu erzeugen. Den Rausch, den ich bei Pornos erlebt habe, hatte ich bei Fantasie jedenfalls nie. Eben deshalb habe ich mir ja die Pornos angesehen! Oder anders gesagt: Wenn sexuelle Fantasien einen stärkeren Reiz ausüben würden als Pornos, würde es ja keine Pornos geben.

Damit komme ich zum dritten Punkt.




3. Masturbation:




Aus meiner Erfahrung heraus baut sich im Laufe von drei, vier Tagen nach der letzten Ejakulation eine neue sexuelle Spannung im Genitalbereich auf. Nach vier Tagen wird sie auf jeden Fall spürbar. Vier Tage bis eine Woche nach der letzten Ejakulation setzten dann in der Regel auch die inneren Kämpfe ein. Nach dieser Zeit werden Frauen plötzlich deutlich attraktiver, sexuelle Fantasien werden reizvoller, und überhaupt nimmt die allgemeine sexuelle Reizbarkeit deutlich zu. Diese Reizbarkeit nimmt mit der Zeit auch immer weiter zu, und grob eingeteilt, würde ich sagen, daß mit jeder weiteren Woche nach der letzten Ejakulation die sexuelle Reizbarkeit eine deutlich spürbare Steigerung erfährt. Bis dahin, daß man unter der Oberfläche eigentlich ständig sexuell gereizt ist.




Als konkretes Verhalten werde ich mir nun folgendes vornehmen: Ich gestatte mir Masturbation in einem Abstand von mindestens vier Tagen. Wobei ich jedoch höchstes jedes zweite Mal davon auch ejakulieren werde. Wenn möglich, möchte ich es noch deutlich länger ohne Ejakulation aushalten. Die anderen Male werde ich masturbieren, ohne zu ejakulieren, und ich werde danach versuchen, die sexuelle Energie so in meinem Körper zu verteilen, wie es mir vorgestern gelungen ist. Das möchte ich regelmäßig üben, weil ich wirklich daran glaube, daß ich mit dieser Methode zu einer heilsamen Sexualität kommen kann, die frei von Sucht, aber auch frei von Scham ist.




An dieser Stelle möchte ich nochmal sagen, daß ich denke, daß das alles entscheidende im Bezug auf die Sucht, letztlich bleibt, keinerlei Pornographie mehr zu konsumieren. Ich glaube, wenn mir das über mehrere Monate und Jahre gelingt, habe ich damit schon mal den schwerwiegendsten Faktor beseitigt. Wenn ich dann feststelle, daß sexuelle Fantasien und Masturbation mich immer noch in einer Sucht gefangen halten, dann muß ich sie eben noch einmal gesondert bearbeiten.




Das sind also meine konkreten Richtlinien im Bezug auf die Sucht.




Nun möchte ich noch ein paar Richtlinien für das "gesunde Leben" aufstellen, für die solide Struktur, in die ich meine Fortschritte und Erfolge einbetten möchte.




1. Gesunde Schlaf-Gewohnheit


Ich habe eigentlich schon genauso lange Probleme mit meinem Schlafrhythmus, wie ich die Schwierigkeiten mit meinen Süchten habe. Vermutlich besteht da sogar ein gewisser Zusammenhang.




Auf jeden Fall möchte ich nun wirklich dauerhaft eine gesunde Schlafgewohnheit einrichten. Das heißt, ich lege feste Zeiten fest, an denen ich schlafen gehe und wieder aufstehe, und ich werde damit anfangen, daß abendliche Zu-Bett-Gehen zu einer schönen, wohligen Angelegenheit zu machen. So daß der Schlaf tatsächlich wieder zu etwas schönem wird, worauf ich mich freuen kann. Ich habe drei Bücher dazu im Schrank stehen. Da habe ich aber nur rein gelesen. Die werde ich nochmal vornehmen, und mir anschauen, was für Tips und Ratschläge ich darin finden kann.




Als Handlungs-Regel formuliere ich jetzt ganz klar:


Ich werde in Zukunft jeden Tag um 7:00 Uhr aufstehen und um 22:00 Uhr im Bett liegen und das Licht ausmachen. Auch am Wochenende.



Ich erlaube mir, früher ins Bett zu gehen, aber nicht später, und ich erlaube mir früher aufzustehen, aber nicht später.


Ausnahmen erlaube ich mir in folgenden Bereichen: Job, Eltern, Familie. Zu diesen Ausnahmen erlaube ich mir später ins Bett zu gehen. Aufstehen werde ich jedoch trotzdem wieder um 07:00 Uhr.


Weitere Ausnahmen sind natürlich: Krankheit, Unfälle und Notfälle. Aber das ist ja klar. Wenn ich mit 40-Grad Fieber im Bett liege, werde ich mich natürlich gesund schlafen.


Abgesehen von diesen Ausnahmen, werde ich jedoch in Zukunft immer um 07:00 Uhr aufstehen und um 22:00 Uhr im Bett liegen und das Licht ausmachen.




2. Gesunde Ernährung



3. Sauberes und ordentliches Wohnen


Diese beiden Punkte werde ich in meinen nächsten Beiträgen besprechen.




Für heute halte ich folgende klare Handlungs-Regeln fest:




Mit direktem Bezug auf die Sucht:


1. Nie wieder Pornographie.


2. Moderate sexuelle Fantasien.


3. Höchstens alle vier Tage Masturbation, und höchstens alle acht Tage Ejakulation.





Im Bezug auf eine solide Lebens-Struktur:


1. Ich stehe jeden Tag um 7:00 Uhr auf und gehe um 22:00 Uhr ins Bett.





Konkrete Handlung-Regeln. Das ist ganz entscheidend, glaube ich. Denn nur an konkreten Handlungs-Regeln kann man ja wirklich messen, ob man Fortschritte macht. "Bin ich gestern um 22:00 Uhr im Bett gewesen? – Gut, dann habe ich mich so verhalten, wie ich es mir vorgenommen habe. Ein Fortschritt also." Oder: "Ui, ich habe in den letzten 6 Tagen ejakuliert. Damit habe ich mich nicht so verhalten, wie ich es mir vorgenommen habe. Also, kein Fortschritt."




Ja, ich denke, das ist ganz sinnvoll.




[...]










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16.05.2012 21:40:40  
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[...]




Zum Schluß möchte ich jetzt noch anderes loswerden:


Ich werde in Zukunft tatsächlich meine Beiträge vom Umfang her reduzieren. Es macht mir zwar Spaß, viel zu schreiben. Es hilft auch bis zu einem gewissen Grad, und weil es offenbar auch anderen hilft, macht es dadurch natürlich noch mehr Spaß. Doch es wird zeitlich einfach zu viel. Deshalb werde ich den Umfang meiner Beiträge wieder deutlich reduzieren, und ich werde auch meine allgemeine Forums-Aktivität wieder deutlich einschränken.


Vielleicht könnte ich tatsächlich ein Buch schreiben. Auch mein Psychologe hatte sowas schon vorgeschlagen. Doch das würde noch mehr Zeit in Anspruch nehmen, und Bücher zu schreiben ist einfach nicht der Weg, den ich für mich gewählt habe.


Je besser ich meine Sucht in den Griff bekomme, desto mehr werde sich meine Tagebuch-Einträge auch ganz von selbst reduzieren, und das ist auch gut und richtig so, denke ich. Denn auch wenn der Online-Sexsucht hier im Forum offenbar die größte Aufmerksamkeit geschenkt wird, so ist der Überbegriff des Forums doch immer noch Online-Sucht im allgemeinen, und die effektivste Lösung, um Online-Sucht, und damit auch Online-Sexsucht zu überwinden, ist gar nicht erst online zu gehen, und da möchte ich eigentlich langfristig hin. Daß ich nur noch das nötigste im Internet mache, und...




... daß ich endlich wieder dauerhaft im wirklichen Leben ankomme.




Und zwar für den Rest meines Lebens.




In diesem Sinne,
Paul










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16.05.2012 21:41:24  
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Mittwoch, 16. Mai 2012 – Nachtrag 02:




Hey Andi,



Ich möchte hier noch mal kurz auf Deine Beiträge eingehen.




Ich bin sehr geschmeichelt von Deinem Vorschlag, ein Buch zu schreiben. Wie gesagt, nicht nur Du oder Kätzchen, sondern auch mein Psychologe hat mir schon sowas vorgeschlagen. Doch das würde nicht nur zuviel Zeit in Anspruch nehmen, sondern es würde sich auch unlauter anfühlen. Schließlich ringe ich noch mit der Sucht, und meine Ratschläge veröffentlichen, sollte ich nur dann, wenn ich erfolgreich bin. Außerdem schäme ich mich nach wie vor für meine Sucht, und ich möchte immer noch in einem einigermaßen anonymen Rahmen bleiben.



Ich bin sehr dankbar dafür, daß Du immer wieder klar und deutlich auf die wissenschaftlich nachweisbare Realität hinweist, daß Du also immer wieder die klare Argumentation gebrauchst, die auch yourbrainonporn.com verwendet. Das erinnert mich immer wieder daran, daß ich es hier nicht einfach mit Meinungen und Ansichten zu tun habe, sondern mit einer ganz klaren physiologischen Realität, der ich nicht entkommen kann, und das zu akzeptieren, ist sehr wichtig.




Es hat mir auch geholfen, daß Du das Bild von der harten Arbeit im Steinbruch, und das Bild vom Schulden-Abbau aufgegriffen hast. Es hilft mir ganz einfach, weil ich daran sehe, daß diese Bilder treffend sind, und wenn Du sie aufgreifst, bestärkt mich das noch einmal darin, daß ich mit meiner Einschätzung richtig liege. Auch Dein Hinweis, daß es sich dabei nicht um eine Strafe handelt, finde ich sehr wichtig. Das hilft dabei, keinen Widerstand gegen die aktuelle Situation aufzubauen, sondern sie mit Geduld anzunehmen. Sehr schön finde ich auch den Begriff "genuked" und das Bild von dem "blinzelnden Gehirn", das völlig taub in die verrauchte Wüstenei der Bombenkrater schaut.




"Kein Wunder fühlen wir uns schlecht und fühlen uns wie am Steinbruch. Aber das ist wichtig zum heilen!!"

Ja, das ist vollkommen richtig. Es ist ein schmerzhafter oder bestenfalls unangenehmer Prozeß, und es fällt mir immer wieder schwer, ihn anzunehmen. Umso wichtiger finde ich es, daß Du noch mal darauf hinweist, daß wir in Zukunft eben auch für "normale Stimuli" wieder etwas tun müssen. Alkoholiker kennen diesen Prozeß wahrscheinlich äußerst gut. Doch auch ich selbst habe ja durch meine Drogen-Erfahrungen auf dem harten Wege lernen müssen, daß man sich auch für die kleinen Freuden wieder ins Zeug legen muß.




Besonders gefallen hat mir Dein Bild von der saftigen Wiese, die über Jahre hinweg von Party-Gästen langsam zerstört wird, bis sie endgültig mit Beton zugedeckt wird. Es ist vollkommen richtig. Die massive Überreizung durch Pornos und exzessive Masturbation hat unsere Empfindungen stark desensibilisiert. Sie sind sehr grob geworden, und es fällt uns schwer, uns wieder an die feinen und leisen Gefühle zu gewöhnen. Auch das Bild der Techno-Mucke, das Du in einem anderen Beitrag verwendet hast, fügt sich darin ein. Ich finde, gerade an diesen beiden Bilder, Partys und Techno-Mucke wird auch sehr deutlich, daß wir im Rahmen der modernen Konsumgesellschaft eben auch unter Bedingungen leben, die das Sucht-Verhalten, dem wir zum Opfer gefallen sind, stark begünstigen.




Überreizung ist schon der Normal-Zustand.




Denk mal daran, daß von der Serie "Pokémon" einzelne Folgen weltweit indiziert wurden, weil Kinder davon epileptische Anfälle bekommen haben. Von "Pokémon", nicht von "Saw" oder so.




Und Du hast auch recht damit, daß wir mit unserer aktuellen Entwicklung eigentlich sehr privilegiert sind. Das ist wirklich war, denn wir begreifen immerhin, daß wir ernsthafte Probleme mit Pornographie haben, und wir bemühen uns darum, daß immer wieder aufs neue einzusehen und zu akzeptieren. Ich glaube, genau wie Du, daß die meisten Männer, die sich Pornos anschauen, in Wirklichkeit überhaupt nicht maßvoll damit umgehen können. Ganz einfach, weil Pornos "von Natur aus" dazu neigen, stark süchtig und abhängig zu machen. Genau, wie Video-Spiele mit ihrer dauernden Reizüberflutung und instant gratification ja auch darauf ausgerichtet sind, daß Kinder und Jugendliche abhängig werden. Ich glaube jedenfalls, daß die meisten Männer, die Pornos schauen, ein Problem damit haben, daß ihnen gar nicht bewußt ist. Und ich glaube, daß die meisten Männer sich Pornos anschauen. Ich habe zwei Jahre in einem Sexshop gearbeitet, deshalb weiß ich ganz genau, daß es keine gesellschaftlichen Schichten gibt, die keine Pornos schauen. Und manche Männer legen monatlich hunderte von Euros auf den Tisch, um sich DVDs zu kaufen.


Ja, ich glaube, wir sind da wirklich privilegiert, weil wir aus diesem bittersüßen Alptraum aufgewacht sind. So ähnlich denken übrigens wahrscheinlich auch ehemalige Alkoholiker über die Millionen von Menschen, die täglich Bier, Wein und Schnaps in sich rein schütten.




"Neuinstallation eines kompletten Betriebssystems" – Das hat mir auch nochmal zu denken gegeben. An anderer Stelle hattest Du davon gesprochen, daß man eben mehr tun muß, als einfach ein bißchen damit aufzuhören, sich Pornos anzuschauen, und ich denke, damit liegst Du richtig. Man muß sich wirklich darauf einlassen, ein anderer Mensch zu werden, mit einer anderen Sichtweise und anderen Werten.




Buchtip dazu, übrigens: "Lob der Disziplin", in dem Bernhard Bueb eine Rückbesinnung auf gewisse konservative Grundwerte vorschlägt. Sehr lesenswert.




Wie soll man schließlich dauerhaft neue Werte aufbauen, und ein anderer Menschen werden, wenn man nicht auf einem "Werte-Kanon" aufbaut, der die eigenen Überzeugungen und Ansichten unterstützt? Ich meine, eine relativistische und hedonistische Einstellung, die im Grunde alles erlaubt, funktioniert in einer reichen Überfluß-Gesellschaft vielleicht noch ganz gut. Doch was ist mit unseren Kinder und Enkel-Kindern? Die werden vielleicht wieder harte Zeiten erleben, und da wird ihnen ein "alles ist erlaubt" nichts nützen. Da brauchen sie Werte und Regeln, die sie vielleicht wieder durch Hunger und Krieg hindurch bringen. Mit dekadenter Genußsucht schaffen sie das auf jeden Fall nicht.




Was ich damit sagen will, ist: Wenn wir andere Menschen werden wollen, müssen wir uns vielleicht auch darauf einlassen, daß wir unsere Position in der Gesellschaft verändern, und wir müssen uns dabei vielleicht zu Werten bekennen, die wir früher als zu hart, zu konservativ und zu autoritär empfunden haben. Doch hilft uns eine anti-autoritäre Einstellung, wenn es darum geht, unsere Sucht zu überwinden und unser Leben in den Griff zu bekommen? Hilft sie uns dabei, uns selbst zu "befehlen"? Oder müssen wir nicht fairer Weise eingestehen, daß die anti-autoritäre Einstellung vielleicht mit dafür verantwortlich ist, daß wir in diese Schwierigkeiten geraten sind?




Wie werden wir später unsere Kinder erziehen, wenn wir welche haben? Werden wir ihnen sagen: "Ach, das sind nur Pornos. Kannst Du Dir ruhig anschauen." Oder werden wir nicht viel mehr dafür sorgen, daß sie bis zum Alter von 21 keinen eigenen Internetanschluß haben, so daß sie wenigstens bis dahin davor geschützt sind, sich in der Reizüberflutung der Online-Welt zu verlieren? Werden wir nicht versuchen, ihnen die großen Gefahren dieser Welt klar zu machen?




Aber ich komme zu weit von Thema ab.




Ich danke Dir auch dafür, daß Du mich wiederholt darauf hingewiesen hast, daß ich nun als Single tatsächlich die kostbare Möglichkeit habe, wirklich gründlich zu heilen, weil ich nicht durch den Sex mit der Partnerin durcheinander gebracht werde. Du verstehst natürlich, daß ich als Langzeit-Single die Situation noch etwas anders erlebe. Aber Du hast natürlich trotzdem recht damit.




"Ruhiger werden, darum geht es, das schwer angeschlagene Hirn endlich heilen lassen, auch wenn es einige Zeit dauert."




Ja, zur Ruhe kommen. Das ist richtig.




Laotse sagt dazu: "Ruhe wirkt Ordnung."




Er wußte vermutlich nichts über die physiologischen Vorgänge im Gehirn. Doch er hat die subjektiv erfahrbaren Folgen dieser Vorgänge vermutlich gründlich beobachtet und dabei verstanden, was wir uns heute mit Hormon-Ausschüttung zu erklären versuchen.


Das entscheidende ist jedoch, daß man diese Vorgänge alle subjektiv beobachtet und kennenlernt. Denn zu wissen, wie der Vorgang physiologisch abläuft, hilft einem noch nicht. Das ist so, als ob einem das Navigationssystem sagt, wo es lang geht. Doch steuern muß man trotzdem selber.




Ich glaube, was die Problematik mit den "feuchten" Träumen oder der Masturbation im Halbschlaf angeht, muß ich tatsächlich einfach noch mehr Entschiedenheit und Entschlossenheit entwickeln. Meiner Erfahrung nach sinkt diese Entschlossenheit dann ins Unterbewußtsein, wenn sie eine gewisse Intensität erreicht hat. Als ich zum Beispiel damit aufgehört habe zu rauchen, habe ich mich immer dabei erschrocken, wenn ich in meinen Träumen geraucht habe. Ich dachte dann immer: "Aber ich habe doch aufgehört" und hatte dann ein schlechtes Gewissen, bis ich aufgewacht bin. Ich glaube, das lag einfach daran, daß meine Entscheidung hart genug war, um "ins Herz" zu rutschen.




Also, wirkliche harte, klare Entscheidungen treffen.




Und nochmal: Ich gebe Dir recht, wenn es darum geht, daß in noch nicht damit aufhören darf, nach den Ursachen meiner Sucht zu forschen. Die Ängste, die Du beschreibst, kann ich gut nachvollziehen. Auch ich spüre immer wieder, daß mir das Grundvertrauen in diese Welt, und in diese Gesellschaft fehlt, und ich glaube, daß sich aus diesem Mangel an Vertrauen viele andere Ängste entwickeln. Doch ich weiß auch, daß ich diesen Mangel nicht immer hatte. Das heißt, ich bin so nicht auf die Welt gekommen.




[...]









„Nicht der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“ - Katharina von Siena



"We become what we think about most of the time." - Earl Nightingale



16.05.2012 21:43:12  
Paul Milafehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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[...]




Herauszufinden, WIE die Sucht funktioniert ist natürlich auch sehr wichtig. Da geht es dann mehr um kurzfristige Ursachen. Ich glaube sogar, daß dieses Wissen "bread and butter", also die Grundlage für eine erfolgreiche Überwindung der Sucht ist. Selbst wenn wir nie herausfinden, was die Grund-Ursachen der Sucht sind, so können wir sie durch einfaches ändern unseres Verhaltens immerhin auf dieser Verhaltens-Ebene überwinden. Dazu müssen wir aber die ganz alltäglichen Verhaltens-Muster durchschauen.




Ich finde es auch wichtig, daß Du nochmal darauf hingewiesen hast, daß wir auch in einem Jahr erst wieder rückfällig werden könnten, und daß auch das sehr schlimm wäre. Wir müssen uns tatsächlich auf einen langen Weg und einen zähen Kampf einstellen.




Gut finde ich auch die Frage, die Du in den Raum stellst: "Was würdest Du tun, wenn Du noch weitere 20 Jahre gefahrlos und problemlos die Sucht ausleben könntest?" Humorvoll würde ich die Frage beantworten, in dem ich sage: "Dann bin ich immer noch Single und habe keinen echten Sex!", und sehr ernsthaft würde ich die Frage beantworten, in dem ich sage: "Eher würde ich gar keinen Sex mehr haben wollen und ins Kloster gehen, als weiter der Sucht zu dienen."




Und das würde ich tatsächlich tun. Wenn ich in den kommenden Jahre zu dem Schluß kommen würde, daß es ein Entkommen vor der Sucht und der Gier nur geben kann, wenn ich ganz und gar auf Frauen und Sexualität verzichte, dann würde ich ernsthaft diesen Weg wählen und zölibatär leben. Lieber das, als noch einmal das klare Bewußtsein darüber aufgeben, wie selbstzerstörerisch die Sucht ist.




Das ist nämlich auch eine ganz wichtige Sache:


Vielen Süchtigen wird im Laufe ihrer Sucht-Karriere immer wieder mal bewußt, wie sehr sie sich selber mit ihrer Sucht schaden, und sie begreifen zwischendurch immer mal wieder, daß es in ihrer Macht liegt, dieses Verhalten zu ändern. Doch der gewaltige Irrtum, dem sie unterliegen ist der, daß ihnen dieses Bewußtsein immer zur Verfügung stehen wird, daß ihnen das immer klar sein wird, und daß es ihnen deshalb auch immer offen stehen wird, ihren Zustand zu ändern.


Doch das ist wirklich ein gewaltiger Irrtum. Denn dieses Bewußtsein kann auch wieder verschwinden, und zwar für immer. Und wenn dieses Bewußtsein für die Schädlichkeit der Sucht verschwunden ist, dann ist damit auch jede Hoffnung auf ein Entkommen aus der Sucht verloren. Denn, wie der Buddha ganz richtig gesagt hat:




"Wer Freude am Leiden hat, für den gibt es keine Erlösung vom Leiden."




Wem also nicht klar ist, daß er sich durch die Sucht selber zerstört, der KANN sich gar nicht aus der Sucht befreien. Eben weil ihm gar nicht klar ist, daß es sein eigenes Verhalten ist, was ihn zerstört. Er leidet vielleicht unter den schwerwiegenden Folgen der Sucht, doch er sieht nicht den Zusammenhang zu seinem Suchtverhalten, und deshalb kann er sich auch nicht von seinem Leid befreien.




Deshalb ist dieses Bewußtsein so unendlich wichtig!




Verliert man dieses Bewußtsein, ist damit alles verloren. Und deshalb würde ich eher für immer auf jede Sexualität und auch jede andere Körperlichkeit verzichten, als dieses Bewußtsein preiszugeben. Also, noch weitere zwanzig Jahre? Nicht für mich.




Ich will auf den Gipfel!




In diesem Sinne,
Pavel










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16.05.2012 21:44:10  
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Der Buddha über den Ernst





Wie von allen Wesen, ihr Mönche, von Fußlosen, Zweifüßern, Vierfüßern, Vielfüßern, formhaften und formlosen, wahrnehmenden, nicht wahrnehmenden, weder-eigentlich-wahrnehmenden-noch-nicht-wahrnehmenden, der Vollendete als der Beste gilt, der Heilige, Vollkommen Erwachte,




wie, ihr Mönche, die Spuren aller fußbegabten Wesen in der Elefantenspur Platz finden, wie die Elefantenspur unter ihnen hinsichtllch der Größe als vorzüglichste gilt,




wie, ihr Mönche, an einem Giebelhause sämtliche Dachsparren zum Giebel neigen, sich zum Giebel hin beugen, zum Giebel sich senken und der Giebel als ihr Höhepunkt gilt,




wie, ihr Mönche, unter allen Wurzeldüften der Schwarzsandel, unter allen Holzdüften der Rotsandel, unter allen Blumendüften der Jasmin als bester gilt,




wie, ihr Mönche, alle die kleinen Könige sich nach dem Weltherrscher richten und dieser für sie als der Höchste gilt,




wie, ihr Mönche, das Licht keines der Sternbilder auch nur ein Sechzehntel des Mondlichts ausmacht,




wie, ihr Mönche, zur Herbstzeit am klaren wolkenlosen Himmel die Sonne die Lüfte durcheilend, das den ganzen Himmelsraum erfüllende Dunkel zerteilt und glüht und leuchtet und strahlt,




wie, ihr Mönche, unter allen gewebten Tüchern die Benares-Seide als beste gilt,




ebenso nun auch, ihr Mönche, haben alle heilsamen Dinge den Ernst zur Wurzel, den Ernst zum Ausgangspunkt. Der Ernst gilt unter diesen Dingen als das beste.










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16.05.2012 22:17:06  
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Donnerstag, 17. Mai 2012:




Nun habe ich gestern dem lieben Kätzchen den Rat gegeben, sich auf Enttäuschung einzulassen, und heute wird mir bewußt, daß ich dasselbe tun muß.




Heute Nacht, während ich mir noch einmal eine DVD anschaute, ging mir auf, daß ich zur Zeit tatsächlich im Steinbruch arbeiten muß, um mir ein glücklicheres Leben zu schaffen. Dieser Gedanke war jedoch nicht von Wehmut begleitet, sondern es war eine positive Enttäuschung, so wie ich sie Kätzchen beschrieben habe. Ich sah ein, daß ich viel mühsame Arbeit vor mir habe, um wieder ein zufriedenes Leben zu führen. Doch ich begriff dabei auch, daß sich diese Arbeit lohnen wird, daß ich mich "hocharbeiten" kann.




Doch mir ist dabei noch etwas anderes klar geworden. Ich habe nun schon vor einiger Zeit verstanden, daß die Grundlage für jede positive Entwicklung immer Anstrengung und Fleiß ist. Es ist wirklich völlig egal, welche Richtung ich ihm Leben einschlagen möchte, und was ich erreichen will – ein positives, konstruktives Ziel setzt immer Fleiß und Anstrengung voraus. Das ist leicht einzusehen.




Bisher fiel es mir jedoch irgendwie schwer, diese Einsicht erfolgreich umzusetzen. Irgendwie blockierte ich mich immer. Doch gestern ist mir bewußt geworden, worin diese Blockade bestand. Die Einstellung, mit der ich Fleiß und Anstrengung begegnete, das Gefühl, was ich dabei empfand, war in etwa so:




"Oach, warum MUSS ich mich denn anstrengen, damit sich was verändert? Warum kann das denn nicht einfach von selber passieren?"




Doch gestern habe ich endlich die richtige Antwort auf diese Frage gefunden:



Es ist völlig egal, warum das so ist.




Es spielt überhaupt keine Rolle, WARUM die Welt so funktioniert. Es ist einfach so.




Und es bringt mir ÜBERHAUPT NICHTS, mich dagegen zu wehren.




Und es spielt auch überhaupt keine Rolle, ob mir das gefällt oder nicht. Denn das ändert nichts daran, daß es nun mal so ist, wie es ist.




Ob es mir gefällt oder nicht: So funktioniert diese Welt nun einmal.




Sich dagegen zu wehren, oder gar darüber zu jammern, bringt überhaupt nichts. Es verändert meine Situation NULL!




Egal, wie schlecht meine Situation auch sein mag. Sich dagegen zu wehren, oder darüber zu meckern und zu jammern, verbessert die Situation NULL.




Und diese Einsicht ist mir gestern aufgegangen. Daß es in Ordnung ist, daß ich im Steinbruch gelandet bin, weil ich ja schließlich selber für meine Verhalten verantwortlich bin, und damit auch für die Schwierigkeiten, in die ich mich durch meine verschiedenen Süchte gebracht habe. Ja, möglicherweise bin ich durch Unwissenheit in diese Schwierigkeiten geraten. Doch "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht". Diese Welt funktioniert nun einmal nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung, und jede Wirkung hat eine spezifische Ursache. Als ich mich mit 15 Jahren dazu entschieden habe, mit dem Rauchen, dem Kiffen und dem Alkohol trinken anzufangen, da habe ich diese Fehlentscheidungen sicherlich aus Unwissenheit heraus getroffen, aus Unreife, aus mangelnder Erfahrung. Doch das ändert nichts daran, daß dieses Verhalten eben ganz spezifische Wirkungen zeitigt. Ob mir das gefällt oder nicht, ob es fair ist oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Denn die Welt funktioniert nun mal so, wie sie eben funktioniert. Daß sich aus dem maßlosen Rauchen, Kiffen, Alkohol trinken, Video-Spielen, Pornos schauen und masturbieren unheilsame, negative Konsequenzen für mich ergeben haben, liegt nun einmal in der Natur der Sache. Die meisten anderen Menschen hätten unter ähnlichen Bedingungen ja ganz genau so negative Konsequenzen erlitten. Das sind eben die Konsequenzen eines solchen Verhaltens. Wenn ich mich mit 15 Jahren dazu entschlossen hätte, aus lauter Verzweiflung vor ein Auto zu springen, dann wäre ich heute womöglich querschnittsgelähmt. Wäre das gerecht? Vielleicht nicht. Würde ich mich darüber freuen? Wahrscheinlich nicht. Aber das würde auch keinen Unterschied machen. Denn das wären nun mal die Konsequenzen, die so ein Verhalten mit sich bringt.




So funktioniert die Welt nun mal.




Wenn ich mich mit 15 Jahren dazu entschlossen hätte, fleißig in der Schule zu sein, mich anzustrengen und hart daran zu arbeiten, mir ein glückliches Leben aufzubauen, dann wäre mir sicher eine Menge Leid erspart geblieben, und ich würde heute vielleicht ein sehr viel zufriedeneres Leben führen. Sicher, mir hätte auch trotzdem großes Leid widerfahren können. Ich hätte zum Beispiel trotzdem einen Auto-Unfall haben können oder so. Doch diese Sachen sind nicht vorhersehbar, und sie können auch Menschen widerfahren, die nicht fleißig sind, und die sich nicht darum bemühen, ihr Leben zu verbessern. Ganz sicher läßt sich aber eins vorhersehen:




Wenn man nichts tut, dann verbessert sich auf jeden Fall gar nichts.



So funktioniert die Welt nun einmal, und damit konnte ich mich heute Nacht das erste mal richtig anfreunden. Deshalb konnte ich mich auf einmal auch auf die Enttäuschung einlassen, daß ich nun im Steinbruch gelandet bin, und mich für kleines Geld schwer abrackern muß. Ich konnte mich auf einmal mit der Perspektive anfreunden, daß ich noch viele Jahre harter Arbeit vor mir habe, bis ich endgültig aus den Schwierigkeiten heraus bin, die ich mir ja am Ende selber geschaffen habe.




Aber ich KANN mich da wieder heraus arbeiten!




Denn so funktioniert die Welt nun einmal. Auch in einem ganz positiven Sinne.




Die Welt funktioniert einfach so, daß sie Fleiß und harte Arbeit belohnt.




Ja, natürlich. Auch Fleiß und harte Arbeit schützen einen nicht vor Unglück und Unfällen. Doch Trägheit und Faulheit tun das auch nicht. Und ja, auch mit Fleiß und harter Arbeit kann man scheitern. Doch mit Trägheit und Faulheit scheitert man ganz sicher und auf jeden Fall. Mit Trägheit und Faulheit geht es auf jeden Fall immer weiter abwärts. Egal wie niedrig man schon steht. Denn das sind eben die Konsequenzen, die so ein Verhalten mit sich bringt. Denn so funktioniert die Welt eben. Ob einem das gefällt oder nicht.




Mit dieser Einstellung kann ich der Schufterei im Steinbruch gelassener und geduldiger entgegen schauen. Einfach weil ich darauf vertrauen kann, daß sich meine harte Arbeit früher oder später auszahlen wird, und weil ich darauf vertrauen kann, daß sich jede noch so kleine, positive Anstrengung lohnt. Alles zählt! Denn so funktioniert die Welt.




Und es spielt keine Rolle, WARUM das so ist.




Ach, wenn ich daran denke, wie sehr ich früher darunter gelitten habe, mich daran aufzureiben…




- - -




Mit dieser Einstellung habe ich mich heute jedenfalls daran gemacht, mal wieder meine Wohnung aufzuräumen. Ich hatte zwar nicht den Elan, sie in einen Zustand von 10 von 10 Punkten zu versetzten, doch ich würde sagen 6 von 10 Punkten sind es schon geworden, und wenn ich für die kommenden Monate darauf achte, daß ich nicht mehr unter diese 6 Punkte falle, dann wäre das schon ein akzeptabler Fortschritt. Oder anders ausgedrückt: Wenn es mir gelingt, den Zustand meiner Wohnung dauerhaft von 3 auf 6 von 10 Punkten zu heben, dann wäre das ein guter Fortschritt, und die restlichen 4 Punkte werde ich dann in Angriff nehmen, wenn ich mich sicher auf dem Niveau der 6 Punkte halten kann.




Übrigens sind mir heute viele gute Gedanken zum Thema Fleiß und Anstrengung gekommen. Doch darüber schreibe ich ein andern mal.




Alles Gute,
Paul










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17.05.2012 17:05:51  
Paul Milafehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Donnerstag, 17. Mai 2012 - Nachtrag:





Und ich habe heute mein DSL-Modem entsorgt. Breites Grinsen










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17.05.2012 17:09:27  
Sarabandefehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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du bist ein echter philosoph paul...

ich lese deine beiträge gerne und sie bringen auch mir was ;)

lg
sarabande


17.05.2012 22:21:16  
hexe61fehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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paul und andy machen sich sehr viel gedanken...ich find das sehr gut...


17.05.2012 23:54:01  
kätzchenfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Hallo Ihr Lieben,
kam mir heute auch vor, wie im Steinbruch. Jede Stunde ein anderer Termin. Jetzt ist die Luft raus, aber fürs Schreiben hier im Forum reicht die Kraft noch leicht aus.

Ja, unser Paul hört sich wirklich sehr philosophisch an. Aber es liest sich gut und da sind sehr tiefe Gedankengänge drin. Bin jedes Mal wieder ganz verwundert, über was Du so alles nachdenkst, lieber Paul. Es ist gut, dass Du Dich mit alldem auseinandersetzt.

Und Andy ist ungeschlagen im Erklären. Es ist beeindruckend, wie er hier schon fast wissenschaftlich diverse Zusammenhänge erklären kann. So trägt hier jeder von uns seinen Teil bei. Und das ist ganz toll. Ich freu mich jeden Tag aufs Neue.
lg an alle
kätzchen


18.05.2012 19:54:12  
Andi72fehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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