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 | Hallo ich bin 28 Jahre alt und glaube dass ich OSS bin.
 
 Ich habe meine Sucht mehrere Jahre "erfolgreich" vor meiner Freundin verheimlicht und so einiges an GB an pornographischem Material gesammelt.Ich habe
 mich davon nie in meinem sonstigen Leben beeinflussen lassen, weder bei der Arbeit, noch in der Beziehung oder den Freundschaften. Es ist halt irgendwie
 zur Gewohnheit geworden und ich dachte mir meist nichts weiter dabei. Allerdings gab es schon manchmal einen kleinen Konflikt in mir, eine Stimme die mir
 sagte dass das nicht in Ordnung ist. Aber mich daran gehindert weiterzumachen haben mich die Gewissensbisse nicht, nein sie haben eher dazu geführt dass ich
 nicht offen mit dem Thema umgehen konnte, es um jeden Preis geheimhalten wollte, mein Laster.
 Letztes Jahr sind ich und meine Freundin dann endlich zusammengezogen und ich hatte mir zum ersten mal ernsthaft Gedanken gemacht damit aufzuhören, natürlich
 habe ich das nicht getan... Letzten Sommer ist meine Freundin dann zum ersten mal dahinter gekommen, sie hat nur gesehen wie ich schnell etwas weggeklickt
 habe. Ich habe dann versucht mich herauszureden, es verharmlost und natürlich nichts von dem Hort erzählt der sich auf der Festplatte befand. Das war dann der
 Beginn der Krise, der Punkt an dem es dann doch anfing Einfluss auf die Beziehung zu nehmen. Kurze Zeit später, jetzt natürlich misstrauisch, fand meine Freundin
 dann auch meine Sammlung und ich verstrickte mich immer mehr in Lügen und Versuchen die ganze Sache herunterzuspielen. Als mir dann langsam dämmerte dass
 ich gerade dabei war das ganze Vertrauen und die Beziehung kaputt zu machen unternahm ich einen radikalen Schritt.Ich habe Alles was ich an pornographischem
 Material auf der Festplatte hatte gelöscht, vor ihren Augen. Tatsächlich wurde es dann erstmal besser, ich habe nach dieser Aktion niewieder etwas pornographisches
 heruntergeladen und auch einige Wochen durchgehalten keine Seite aufzusuchen.Aber irgendwann als ich alleine zuhause war und Zeit, bzw. Langeweile
 hatte bin ich wieder auf diverse Seiten gegangen. Zum schauen, sich selbstbefriedigen und wieder weg, danach History/Chronik gelöscht und so getan als ob nichts
 wäre. Obwohl der Konsum nichtmehr das Niveau von Früher erreichte so wurde er doch wieder zur Gewohnheit und es war nur eine Frage der Zeit bis es wieder
 krachen würde. Dann dieses Jahr Ende Februar ist es eskaliert. Meine Freundin hatte die ganze Zeit gewusst dass ich nicht aufgehört hatte und es nicht gesagt,
 die Unwissende gespielt. Und ich hatte geglaubt es erfolgreich verheimlicht zu haben.
 Meine Freundin ist dann ziemlich ausgerastet und hat Dinge gesagt die ich nie von ihr erwartet hatte, Dinge die mir ziemlich wehgetan haben. Ich wurde erstmal
 auf die Couch verbannt und die ganze Situation, die Eskalation, mein Schmerz und der Schmerz den ich meiner Freundin zugefügt habe brachten mich zum ersten mal
 dazu mir einzugestehen dass ich süchtig bin. Wir haben beide mit unseren Eltern über die Situation geredet und sind dann soweit gekommen dass wir wieder normal
 darüber reden konnten. Wir haben uns dann auf die Suche im I-net gemacht wegen dem Thema Porno- oder Onlinesexsucht und sind so auf diese Seite gestossen.
 Die Beiträge und Gedanken/Gefühle anderer Betroffener und deren Partnerinnen haben mir sehr dabei geholfen an mir zu arbeiten. Bisher konnte ich auch erfolgreich
 den Drang unterdrücken Pornoseiten aufzusuchen und merke schon wie dieser spürbar nachlässt.
 
 Ich wollte es lange nicht wahrhaben, ich war zu arrogant und überheblich um mir einzugestehen dass ich süchtig bin. Ich dachte immer mir könne sowas nicht passieren,
 ich dachte immer ich wäre zu intelligent und dadurch resistent gegen diese Art von Sucht. Mittlerweile weiss ich dass das ganze nichts mit der Intelligenz
 zutun hat. Mittlerweile weiss ich dass ich als sehr emotionaler und ängstlicher Mensch, mit starkem Hang zum Eskapismus, besonders gefährdet bin süchtig zu werden.
 Ich bin eigentlich ein Mensch der sehr hohe moralische Ansprüche an sich selbst stellt und nie habe ich dabei so kläglich versagt wie in dieser Sache, die Lügen,
 diese verdammten Lügen... aus Angst, und um ein Trugbild der Harmonie und der Selbsttäuschung, um mich herum zu errichten.
 Meine Gedanken damals nachdem ich erstmals ernsthaft über die sache nachgedacht hatte drehten sich immer im Kreis: Warum ich ? Dachte ich mir, warum tue ich
 meiner Freundin so weh... dem Menschen den ich mehr wie alles Andere auf der Welt liebe. Warum passiert mir sowas ? Warum konnte ich nicht schon früher erkennen wo
 das hinführen würde ? Fragen die mich beschäftigten aber die ich nicht beantworten konnte. Dazu die Fragen der Freundin die man ebenfalls nicht beantworten konnte obwohl
 man sich angestrengt hat Antworten zu finden. Man kotzt sich irgendwie total selbst an. Mich beschäftigte auch warum ich nicht aufhören konnte obwohl ich mit meinem
 Verstand begriffen hatte dass es so nicht weitergeht. Bin ich wirklich so machtlos gegen den Trieb, den Drang oder was auch immer ? Der Wille Aufzuhören war da aber
 irgendwie machte es einfach "klick" und der Verstand ist in weiter Ferne und mit ihm der Gedanke an Konsequenzen. Und dann, wenn es passiert ist, wieder ein schlechtes
 Gewissen... genau dieses Gewissen dass eben noch wie weggefegt war. Es ist ein Teufelskreis der einen, und die die einen Lieben, kaputt macht.
 Doch Einsichten alleine oder der Wille seinen Partner nichtmehr verletzen zu wollen reichen nicht aus dagegen anzukämpfen.Man muss es hauptsächlich für sich selbst
 wollen. Aber einen harten kampf hat man auf jeden Fall vor sich.
 Aber mittlerweile bin ich auf einem guten Weg und merke wie ich mich an vielen Alltäglichen Dingen besser erfreuen kann und besonders gut tut es mit gutem Gewissen
 seinem Partner gegenübertreten zu können, ihn nicht anlügen zu müssen.
 
 Aber auch wenn man seine Sucht im Griff hat wird einen die Sache immer irgendwie begleiten, und auch in der Partnerschaft Narben hinterlassen.Es ist hart und tut
 einem immer wieder aufs neue Weh wenn man sich im Fernsehen einen normalen Film um 20.15 anschaut, und die Partnerin mit Tränen in den Augen das Gesicht abwendet weil
 im Film gerade eine Sexszene ist.Und es ist auch nicht angenehm wenn man jedesmal wenn in einem Film oder einem Computerspiel eine etwas anrüchige Szene ist gleich nen
 vollen Adrenalinschub bekommt und hofft dass es schnell vorbei ist bzw. man es am liebsten nur schnell wegklicken/umschalten möchte. Aber auch diese Probleme werden
 mit der Zeit schwächer wenn sich langsam wieder das Vertrauen und auch der Respekt aufbauen.
 
 Ich hoffe der Text war nicht etwas zu verwirrend, manchmal kann man vielleicht nicht ganz auseinanderhalten was meine Gedanken jetzt und welche meine Gedanken von vor
 ca. einem halben Jahr waren. Mir ging es auch hauptsächlich darum einfach mal meine Gedanken niederzuschreiben und mal meine Geschichte zu erzählen. Vielleicht hilft
 der Text ja auch anderen so wie mir viele geholfen haben. Und obwohl ich mich als jemanden sehe der das Licht am Tunnel sieht, freue ich mich doch darüber wenn andere
 Tips geben wie sie damit umgehen oder wie sie meine Situation empfinden/interpretieren.
 Ich wünsche allen Anderen Betroffenen viel Glück und Kraft auf ihrem Weg und ich wünsche allen Angehörigen von Oss´lern dass sie nichtmer enttäuscht und verletzt werden.
 
 Viele liebe Grüsse, euer Maulwurf
 
 
 
 
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